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365 I. Hauptst. V. d. Paralogismen d. r. Vernunft. 365

 Es ist aber merkwürdig, daß die Persönlichkeit und deren Voraussetzung, die Beharrlichkeit, mithin die Substanzialität der Seele iezt allererst bewiesen werden muß. Denn könten wir diese voraussetzen, so würde zwar daraus noch nicht die Fortdauer des Bewustseyns, aber doch die Möglichkeit eines fortwährenden Bewustseyns in einem bleibenden Subiect folgen, welches zu der Persönlichkeit schon hinreichend ist, die dadurch, daß ihre Wirkung etwa eine Zeit hindurch unterbrochen wird, selbst nicht so fort aufhört. Aber diese Beharrlichkeit ist uns vor der numerischen Identität unserer Selbst, die wir aus der identischen Apperception folgeren, durch nichts gegeben, sondern wird daraus allererst gefolgert, (und auf diese müßte, wenn es recht zugienge, allererst der Begriff der Substanz folgen, der allein empirisch brauchbar ist). Da nun diese Identität der Person aus der Identität des Ich, in dem Bewustseyn aller Zeit, darin ich mich erkenne, keinesweges folgt: so hat auch oben die Substanzialität der Seele darauf nicht gegründet werden können.

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 Indessen kan, so wie der Begriff der Substanz und des Einfachen, eben so auch der Begriff der Persönlichkeit (so fern er blos transscendental ist, d. i. Einheit des Subiects, das uns übrigens unbekant ist, in dessen Bestimmungen aber eine durchgängige Verknüpfung durch Apperception ist) bleiben, und so fern ist dieser Begriff auch zum practischen Gebrauche nöthig und hinreichend, aber auf ihn,

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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 365. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_365.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)