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368 Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. 368

denkend Wesen) bin. Es ist nemlich klar: daß, da das äussere nicht in mir ist, ich es nicht in meiner Apperception, mithin auch in keiner Wahrnehmung, welche eigentlich nur die Bestimmung der Apperception ist, antreffen könne.

 Ich kan also äussere Dinge eigentlich nicht wahrnehmen, sondern nur aus meiner inneren Wahrnehmung auf ihr Daseyn schließen, indem ich diese als die Wirkung ansehe, wozu Etwas äusseres die nächste Ursache ist. Nun ist aber der Schluß von einer gegebenen Wirkung auf eine bestimte Ursache iederzeit unsicher; weil die Wirkung aus mehr als einer Ursache entsprungen seyn kan. Demnach bleibt es in der Beziehung der Wahrnehmung auf ihre Ursache iederzeit zweifelhaft: ob diese innerlich, oder äusserlich sey, ob also alle sogenante äussere Wahrnehmungen nicht ein blosses Spiel unseres innern Sinnes seyn, oder ob sie sich auf äussere wirkliche Gegenstände, als ihre Ursache beziehen. Wenigstens ist das Daseyn der lezteren nur geschlossen, und läuft die Gefahr aller Schlüsse, da hingegen der Gegenstand des inneren Sinnes (Ich selbst mit allen meinen Vorstellungen) unmittelbar wahrgenommen wird, und die Existenz desselben gar keinen Zweifel leidet.

 Unter einem Idealisten muß man also nicht denienigen verstehen, der das Daseyn äusserer Gegenstände der Sinne läugnet, sondern der nur nicht einräumt: daß es durch unmittelbare Wahrnehmung erkant werde, daraus

aber
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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 368. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_368.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)