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420 Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. II. Hauptst. 420

nur eigentlich im Regressus zu den Bedingungen) allein unser Augenmerk richten. In Betracht dessen, daß überdem diese Ideen insgesamt transscendent sind, und, ob sie zwar das Obiect, nemlich Erscheinungen, der Art nach nicht überschreiten, sondern es lediglich mit der Sinnenwelt (nicht mit Noümenis) zu thun haben, dennoch die Synthesis bis auf einen Grad, der alle mögliche Erfahrung übersteigt, treiben, so kan man sie insgesamt meiner Meinung nach ganz schicklich Weltbegriffe nennen. In Ansehung des Unterschiedes des Mathematisch- und des Dynamischunbedingten, worauf der Regressus abzielt, würde ich doch die zwey Erstere in engerer Bedeutung, Weltbegriffe (der Welt im Grossen und Kleinen), die zwey übrigen aber transscendente Naturbegriffe nennen. Diese Unterscheidung ist voriezt noch nicht von sonderlicher Erheblichkeit, sie kan aber im Fortgange wichtiger werden.


Der
Antinomie der reinen Vernunft
Zweiter Abschnitt.
Antithetik der reinen Vernunft.

Wenn Thetik ein ieder Inbegriff dogmatischer Lehren ist, so verstehe ich unter Antithetik nicht dogmatische Behauptungen des Gegentheils, sondern den Widerstreit der dem Scheine nach dogmatischen Erkentnisse, (thesin cum antithesi) ohne daß man einer vor der andern einen vorzüglichen Anspruch auf Beifall beilegt.

Die
Empfohlene Zitierweise:
Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 420. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_420.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)