Seite:Kant Critik der reinen Vernunft 433.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

aber können nicht durch einen leeren Raum ausser denselben begränzt werden. Eben dieses gilt auch von der Zeit. Alles dieses nun zugegeben, so ist gleichwol unstreitig: daß man diese zwey Undinge, den leeren Raum ausser und die leere Zeit vor der Welt, durchaus annehmen müsse, wenn man eine Weltgränze, es sey dem Raume oder der Zeit nach, annimt.

 Denn was den Ausweg betrift, durch den man der Consequenz auszuweichen sucht, nach welcher wir sagen: daß, wenn die Welt (der Zeit und dem Raum nach) Gränzen hat, das unendliche Leere das Daseyn wirklicher Dinge ihrer Grösse nach bestimmen müsse, so besteht er in geheim nur darin: daß man statt einer Sinnenwelt sich, wer weiß welche, intelligibele Welt gedenkt, und, statt des ersten Anfanges, (ein Daseyn, vor welchem eine Zeit des Nichtseyns vorhergeht) sich überhaupt ein Daseyn denkt, welches keine andere Bedingung in der Welt voraussezt, statt der Gränze der Ausdehnung, Schranken des Weltganzen denkt, und dadurch der Zeit und dem Raume aus dem Wege geht. Es ist hier aber nur von dem mundus phaenomenon die Rede und von dessen Grösse, bey dem man von gedachten Bedingungen der Sinnlichkeit keinesweges abstrahiren kan, ohne das Wesen desselben aufzuheben. Die Sinnenwelt, wenn sie begränzt ist, liegt nothwendig in dem unendlichen Leeren. Will man dieses, und mithin den Raum überhaupt als Bedingung der Möglichkeit der Erscheinungen a priori weglassen, so fällt die ganze Sinnenwelt weg. In unserer Aufgabe ist uns diese allein gegeben. Der mundus intelligibilis ist nichts als der allgemeine Begriff einer Welt überhaupt, in welchem man von allen Bedingungen der Anschauung derselben abstrahirt, und in Ansehung dessen folglich gar kein synthetischer Satz, weder beiahend noch verneinend möglich ist.


Der

    wird, mithin derienige innerhalb der Welt, widerspreche, wenigstens nicht den transscendentalen Principien, und können also in Ansehung dieser eingeräumt (obgleich darum seine Möglichkeit nicht so fort behauptet) werden.

Ee
Empfohlene Zitierweise:
Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 433. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_433.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)