Seite:Kant Critik der reinen Vernunft 470.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
470 Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. II. Hauptst. 470

endlich zugeben: daß man irgend wozu die Ursache ausserhalb der Natur suche, (Urwesen) weil wir nichts weiter, als diese kennen, indem sie es allein ist, welche uns Gegenstände darbietet, und von ihren Gesetzen unterrichten kan.

.

 Zwar, wenn der empirische Philosoph mit seiner Antithese keine andere Absicht hat: als den Vorwitz und die Vermessenheit, der ihre wahre Bestimmung verkennenden Vernunft, niederzuschlagen, welche mit Einsicht und Wissen groß thut, da wo eigentlich Einsicht und Wissen aufhören, und das, was man in Ansehung des practischen Interesse gelten läßt, vor eine Beförderung des speculativen Interesse ausgeben will, um, wo es ihrer Gemächlichkeit zuträglich ist, den Faden physischer Untersuchungen abzureissen und mit einem Vorgeben von Erweiterung der Erkentniß, ihn an transscendentale Ideen zu knüpfen, durch die man eigentlich nur erkent, daß man nichts wisse, wenn, sage ich, der Empirist sich hiemit begnügete, so würde sein Grundsatz eine Maxime der Mässigung in Ansprüchen, der Bescheidenheit in Behauptungen und zugleich der grössest möglichen Erweiterung unseres Verstandes, durch den eigentlich uns vorgesezten Lehrer, nemlich die Erfahrung, seyn. Denn, in solchem Falle, würden uns intellectuelle Voraussetzungen und Glaube, zum Behuf unserer practischen Angelegenheit nicht genommen werden, nur könte man sie nicht unter dem Titel und dem Pompe von Wissenschaft und Vernunfteinsicht

ein-
Empfohlene Zitierweise:
Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 470. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_470.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)