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489 V. Absch. Sceptische Vorstellung aller cosmol. etc. 489

 Ist aber, eurer Meinung nach, alles, was zur Welt (es sey als Bedingt oder als Bedingung) gehöret, zufällig: so ist iede euch gegebene Existenz vor euren Begriff zu klein. Denn sie nöthigt euch, euch noch immer nach einer andern Existenz umzusehen, von der sie abhängig ist.

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 Wir haben in allen diesen Fällen gesagt: daß die Weltidee vor den empirischen Regressus, mithin ieden möglichen Verstandesbegriff entweder zu groß, oder auch vor denselben zu klein sey. Warum haben wir uns nicht umgekehrt ausgedrückt und gesagt: daß, im ersteren Falle, der empirische Begriff vor die Idee iederzeit zu klein, im zweiten aber zu groß sey und mithin gleichsam die Schuld auf dem empirischen Regressus hafte, an statt, daß wir die cosmologische Idee anklageten, daß sie im Zuviel oder Zuwenig von ihrem Zwecke, nemlich der möglichen Erfahrung, abwich? Der Grund war dieser. Mögliche Erfahrung ist das, was unseren Begriffen allein Realität geben kan; ohne das ist aller Begriff nur Idee, ohne Wahrheit und Beziehung auf einen Gegenstand. Daher war der mögliche empirische Begriff das Richtmaas, wornach die Idee beurtheilt werden mußte, ob sie blosse Idee und Gedankending sey, oder in der Welt ihren Gegenstand antreffe. Denn man sagt nur von demienigen, daß es verhältnißweise auf etwas anderes zu groß oder zu klein sey, was nur um dieses lezteren willen angenommen wird, und darnach eingerichtet seyn muß. Zu dem Spielwerke der alten

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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 489. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_489.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)