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529 IX. Absch. Vom empir. Gebrauche des regul. etc. 529

der Bedingungen zu demselben, blos ihrer Grösse nach erwogen, und da bestand die Schwierigkeit, die durch keinen Vergleich, sondern durch gänzliche Abschneidung des Knotens allein gehoben werden konte, darin, daß die Vernunft es dem Verstande entweder zu lang oder zu kurz, machte, so, daß dieser ihrer Idee niemals gleich kommen konte.

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 Wir haben aber hiebey einen wesentlichen Unterschied übersehen, der unter den Obiecten, d. i. den Verstandesbegriffen herrscht, welche die Vernunft zu Ideen zu erheben trachtet, da nemlich, nach unserer obigen Tafel der Categorien, zwey derselben mathematische, die zwey übrige aber eine dynamische Synthesis der Erscheinungen bedeuten. Bis hieher konte dieses auch gar wol geschehen, indem, so wie wir in der allgemeinen Vorstellung aller transscendentalen Ideen immer nur unter Bedingungen in der Erscheinung blieben, eben so auch in den zween mathematischtransscendentalen keinen andern Gegenstand, als den in der Erscheinung hatten. Jezt aber, da wir zu dynamischen Begriffen des Verstandes, so fern sie der Vernunftidee anpassen sollen, fortgehen, wird iene Unterscheidung wichtig und eröfnet uns eine ganz neue Aussicht in Ansehung des Streithandels, darin die Vernunft verflochten ist und welcher, da er vorher, als auf beiderseitige falsche Voraussetzungen gebauet, abgewiesen worden, iezt da vielleicht in der dynamischen Antinomie

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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 529. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_529.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)