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590 Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. III. Hauptst. 590

mag, läßt sie eben dieses wiederum fragen. Wohin sollen wir nun die oberste Caussalität billiger verlegen, als dahin, wo auch die höchste Caussalität ist, d. i. in dasienige Wesen, was zu der möglichen Wirkung die Zulänglichkeit in sich selbst ursprünglich enthält, dessen Begriff auch durch den einzigen Zug einer allbefassenden Vollkommenheit sehr leicht zu Stande komt. Diese höchste Ursache halten wir denn vor schlechthin nothwendig, weil wir es schlechterdings nothwendig finden, bis zu ihr hinaufzusteigen und keinen Grund, über sie noch weiter hinaus zu gehen. Daher sehen wir bey allen Völkern durch ihre blindeste Vielgötterey doch einige Funken des Monotheismus durchschimmern, wozu nicht Nachdenken und tiefe Speculation, sondern nur ein nach und nach verständlich gewordener natürlicher Gang des gemeinen Verstandes geführt hat.

Es sind nur drey Beweisarten vom Daseyn Gottes
aus speculativer Vernunft möglich.

 Alle Wege, die man in dieser Absicht einschlagen mag, fangen entweder von der bestimten Erfahrung und der dadurch erkanten besonderen Beschaffenheit unserer Sinnenwelt an, und steigen von ihr nach Gesetzen der Caussalität bis zur höchsten Ursache ausser der Welt hinauf: oder sie legen nur unbestimte Erfahrung, d. i. irgend ein Daseyn empirisch zum Grunde, oder sie abstrahiren endlich von aller Erfahrung und schliessen gänzlich a priori aus blossen Begriffen auf das Daseyn einer höchsten Ursache.

sache.
Empfohlene Zitierweise:
Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 590. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_590.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)