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603 V. Absch. Unmöglichkeit eines cosmol. Beweises etc. 603
Des dritten Hauptstücks
Fünfter Abschnitt.
Von der
Unmöglichkeit eines cosmologischen Beweises
vom Daseyn Gottes.

Es war etwas ganz Unnatürliches und eine blosse Neuerung des Schulwitzes, aus einer ganz willkührlich entworfenen Idee das Daseyn des ihr entsprechenden Gegenstandes[WS 1] selbst ausklauben zu wollen. In der That würde man es nie auf diesem Wege versucht haben, wäre nicht das[WS 2] Bedürfniß unserer Vernunft, zur Existenz überhaupt irgend etwas Nothwendiges (bey dem man im Aufsteigen stehen bleiben könne) anzunehmen, vorhergegangen und, wäre nicht die Vernunft, da diese Nothwendigkeit unbedingt und a priori gewiß seyn muß, gezwungen worden, einen Begriff zu suchen, der, wo möglich, einer solchen Foderung ein Gnüge thäte, und ein Daseyn völlig a priori zu erkennen gäbe. Diesen glaubte man nun in der Idee eines allerrealesten Wesens zu finden, und so wurde diese nur zur bestimteren Kentniß desienigen, wovon man schon anderweitig überzeugt oder überredet war, es müsse existiren, nemlich des nothwendigen Wesens gebraucht. Indeß verheelete man diesen natürlichen Gang der Vernunft, und, anstatt bey diesem Begriffe zu endigen, versuchte man von ihm anzufangen, um die Nothwendigkeit des Daseyns aus ihm abzuleiten, die er doch nur zu ergänzen

bestim

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Gegestandes
  2. Vorlage: die
Empfohlene Zitierweise:
Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 603. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_603.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)