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625 VI. Absch. Unmöglichkeit eines physicotheolog. etc. 625

Glaubens, herabzustimmen. Ich behaupte demnach: daß der physicotheologische Beweis das Daseyn eines höchsten Wesens niemals allein darthun könne, sondern es iederzeit dem ontologischen (welchem er nur zur Introduction dient), überlassen müsse, diesen Mangel zu ergänzen, mithin dieser immer noch den einzigmöglichen Beweisgrund (wofern überall nur ein speculativer Beweis statt findet), enthalte, den keine menschliche Vernunft vorbey gehen kan.

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 Die Hauptmomente des gedachten physischtheologischen Beweises sind folgende: 1. In der Welt finden sich allerwerts deutliche Zeichen einer Anordnung nach bestimter Absicht, mit grosser Weisheit ausgeführt und in einem Ganzen, von unbeschreiblicher Mannigfaltigkeit des Inhalts so wol, als auch unbegränzter Grösse des Umfangs; 2. Denen Dingen der Welt ist diese zweckmässige Anordnung ganz fremd und hängt ihnen nur zufällig an, d. i. die Natur verschiedener Dinge konte von selbst, durch so vielerley sich vereinigende Mittel, zu bestimten Endabsichten nicht zusammen stimmen, wären sie nicht durch ein anordnendes vernünftiges Princip, nach zum Grunde liegenden Ideen, dazu ganz eigentlich gewählt und angelegt worden. 3. Es existirt also eine erhabene und weise Ursache (oder mehrere), die nicht blos, als blindwirkende allvermögende Natur, durch Fruchtbarkeit, sondern, als Intelligenz, durch Freiheit die Ursache der Welt seyn muß. 4. Die Einheit derselben läßt sich aus der Einheit der wechselseitigen Beziehung der Theile der Welt, als Glieder von einem

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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 625. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_625.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)