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695 VII. Absch. Critik aller speculativen Theologie. 695

unserer Vernunft unzertrenlich verbunden. Eben dieselbe Idee ist also vor uns gesetzgebend und so ist es sehr natürlich, eine ihr correspondirende gesetzgebende Vernunft (intellectus archetypus) anzunehmen, von der alle systematische Einheit der Natur, als dem Gegenstande unserer Vernunft, abzuleiten sey.

 Wir haben bey Gelegenheit der Antinomie der reinen Vernunft gesagt: daß alle Fragen, welche die reine Vernunft aufwirft, schlechterdings beantwortlich seyn müssen, und daß die Entschuldigung mit den Schranken unserer Erkentniß, die in vielen Naturfragen ebenso unvermeidlich, als billig ist, hier nicht gestattet werden könne, weil uns hier nicht von der Natur der Dinge, sondern allein durch die Natur der Vernunft und lediglich über ihre innere Einrichtung, die Fragen vorgelegt werden. Jezt können wir diese dem ersten Anscheine nach kühne Behauptung in Ansehung der zween Fragen, wobey die reine Vernunft ihr größtes Interesse hat, bestätigen und dadurch unsere Betrachtung über die Dialectik derselben zur gänzlichen Vollendung bringen.

 Frägt man denn also (in Absicht auf eine transscendentale Theologie[1]) erstlich: ob es etwas von der Welt

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  1. Dasienige, was ich schon vorher von der psychologischen Idee und deren eigentlichen Bestimmung, als Princip’s [696]
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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 695. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_695.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)