Seite:Kant Critik der reinen Vernunft 821.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
821 Vom Meinen, Wissen und Glauben. 821

aller Urtheile, unerachtet der Verschiedenheit der Subiecte unter einander, werde auf dem gemeinschaftlichen Grunde, nemlich dem Obiecte beruhen, mit welchem sie daher alle zusammenstimmen und dadurch die Wahrheit des Urtheils beweisen werden.

 Ueberredung demnach kan von der Ueberzeugung subiectiv zwar nicht unterschieden werden, wenn das Subiect das Vorwahrhalten, blos als Erscheinung seines eigenen Gemüths, vor Augen hat; der Versuch aber, den man mit den Gründen desselben, die vor uns gültig sind, an anderer Verstand macht, ob sie auf fremde Vernunft eben dieselbe Wirkung thun, als auf die unsrige, ist doch ein, obzwar nur subiectives Mittel, zwar nicht Ueberzeugung zu bewirken, aber doch die blosse Privatgültigkeit des Urtheils, d. i. etwas in ihm, was blosse Ueberredung ist, zu entdecken.

 Kan man überdem die subiective Ursachen des Urtheils, welche wir vor obiective Gründe desselben nehmen, entwickeln und mithin das trügliche Vorwahrhalten als eine Begebenheit in unserem Gemüthe erklären, ohne dazu die Beschaffenheit des Obiects nöthig zu haben, so entblössen wir den Schein und werden dadurch nicht mehr hintergangen, obgleich immer noch in gewissem Grade versucht, wenn die subiective Ursache des Scheins unserer Natur anhängt.

 Ich kan nichts behaupten, d. i. als ein vor iederman nothwendig gültiges Urtheil aussprechen, als was

Ueber- Fff 3 Ueber-
Empfohlene Zitierweise:
Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 821. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_821.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)