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833 Die Architectonik der reinen Vernunft. 833

werden kan und keine zufällige Hinzusetzung, oder unbestimte Grösse der Vollkommenheit, die nicht ihre a priori bestimte Gränzen habe, statt findet. Das Ganze ist also gegliedert (articulatio) und nicht gehäuft (coacervatio); es kan zwar innerlich (per intus susceptionem), aber nicht äusserlich (per appositionem) wachsen, wie ein thierischer Cörper, dessen Wachsthum kein Glied hinzusezt, sondern, ohne Veränderung der Proportion, ein iedes zu seinen Zwecken stärker und tüchtiger macht.

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 Die Idee bedarf zur Ausführung ein Schema, d. i. eine a priori aus dem Princip des Zwecks bestimte wesentliche Mannigfaltigkeit und Ordnung der Theile. Das Schema, welches nicht nach einer Idee, d. i. aus dem Hauptzwecke der Vernunft, sondern empirisch, nach zufällig sich darbietenden Absichten (deren Menge man nicht voraus wissen kan), entworfen wird, giebt technische, dasienige aber, was nur zu Folge einer Idee entspringt (wo die Vernunft die Zwecke a priori aufgiebt und nicht empirisch erwartet), gründet architectonische Einheit. Nicht technisch, wegen der Aehnlichkeit des Mannigfaltigen, oder des zufälligen Gebrauchs der Erkentniß in concreto zu allerley beliebigen äusseren Zwecken, sondern architectonisch, um der Verwandschaft willen und der Ableitung von einem einigen obersten und inneren Zwecke, der das ganze allererst möglich macht, kan dasienige entspringen, was wir Wissenschaft nennen, dessen Schema den Umriß (monogramma) und die Eintheilung des Ganzen in Glieder,

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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 833. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_833.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)