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änderte die „Libelle“ auch scheinbar ihren Kurs und strebte unter vollen Segeln der Insel Formosa wieder zu.

Auch jetzt zeigte sich, daß der Ingenieur tatsächlich seine Augen gut offenzuhalten wußte. Er bemerkte nämlich, daß die Blicke des fetten Zopfträgers, der ebenfalls sehr wertvolle Gewänder trug, immer wieder zu den Kindern zurückkehrten und ein Interesse für die Geschwister verrieten, mit dem es eine besondere Bewandtnis haben mußte. Nach einer Weile fragte der Dicke dann auch die kleine Herta mit heuchlerischer Herzlichkeit, wie sie heiße, wer ihre Eltern und wo diese ansässig seien.

Bevor das Mädelchen in ihrer Harmlosigkeit noch antworten konnte, mischte sich Gnuffke selbst ein, indem er jetzt erklärte, er habe vorher dem anderen Manne (den Mischling meinte er) nicht die volle Wahrheit gesagt. Ein deutscher Kreuzer suche nämlich nach dem scheinbar verloren gegangenen Dampfer „Viktoria“, dessen Kapitän der Vater dieser Kinder sei, während der Herr dort – damit wies er auf Reuter – ein Offizier des Kriegsschiffes sei, den man dem Kutter mitgegeben habe, da dieser sich weiter östlich auf dem 122. Grad östlicher Länge mit dem Kreuzer treffen solle.

Diese neuen aus Dichtung und Wahrheit geschickt gemengten Angaben hatten die erhoffte Wirkung: der dicke Chinese ließ sich zu einer weiteren vielsagenden Unvorsichtigkeit hinreißen und tauschte mit dem Mischling nicht nur einen beredten Blick, sondern auch ein halb verächtliches Lächeln aus, welches nur den von den beiden Gelben für ganz aussichtslos erachteten Nachforschungen des von dem Ingenieur glatt erfundenen Kreuzers gelten konnte.

Max Gnuffke genügte dies vollauf. Er nahm gleich darauf den Leutnant unauffällig bei Seite und teilte ihm die neuen Beweise für die Richtigkeit seines Verdachtes mit, daß die Dschunke zu denselben Piraten gehöre, die Berger gefangen hielten.

Reuter gab ihm in allem recht, und sie verabredeten

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W. Belka: Kapitän Bergers Kinder. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kapit%C3%A4n_Bergers_Kinder.pdf/12&oldid=- (Version vom 1.8.2018)