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an den Küsten sehr starke Strudel, manche davon von einer Ausdehnung und Stärke, die an Gefährlichkeit dem bekannten Malstrome des skandinavischen Mälar-Sees in keiner Weise nachstehen.

Der Seemann meidet daher auch ängstlich die Nähe dieser verhängnisvollen Meeresteile. Aus demselben Grunde war auch die kleine Inselgruppe östlich von Formosa für jedes Schiff verbotenes und unerforschtes Gebiet, daher aber desto geeigneter für einen Schlupfwinkel lichtscheuen Gesindels, das die Meere unsicher macht.

Am nächsten Vormittag gegen acht Uhr näherte sich die „Libelle“ den Eilanden. Hier machte sich die Strömung bereits stark bemerkbar, indem der gegen sie ankämpfende Kutter sehr an Schnelligkeit trotz günstigen Windes verlor.

Wie der lange Ingenieur dann mit dem Glase feststellte, handele es sich im ganzen um etwa ein Dutzend Inseln von verschiedener Größe, die in zwei Reihen, getrennt durch eine kaum hundert Meter breite Wasserstraße, sich von West nach Ost ungefähr über eine Strecke von einer Viertelmeile hinzogen. Die Eilande, zumeist niedrig und aus kahlen Felsen bestehend, machten schon von weitem einen trostlosen Eindruck. Bald mußten die Insassen des Kutters einsehen, daß es unmöglich war, sich ihnen von Westen her zu nähern. Weiße Schaumberge kennzeichneten überall die Stellen, wo die Strudel über Untiefen ihre kreisenden Wassermassen hinwegbrausen ließen. Die „Libelle“ steuerte daher jetzt in weitem Bogen um die Gruppe herum und suchte mit der Strömung von Osten her in den Kanal zwischen den Eilanden einzudringen.

Leutnant Reuter hatte jetzt das Amt des Steuermannes als der in seemännischen Dingen erfahrenste übernommen. Für alle Fälle ließ er Schwimmwesten bereithalten, ebenso wie auch die Gefangenen an Deck gebracht wurden, damit sie nicht, wenn die „Libelle“ scheitern sollte, elend in ihrem Verschlage ertränken.

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W. Belka: Kapitän Bergers Kinder. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kapit%C3%A4n_Bergers_Kinder.pdf/14&oldid=- (Version vom 1.8.2018)