Seite:Kapitän Bergers Kinder.pdf/15

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Die Aufregung der vier Gefährten wuchs jetzt mit jeder Minute. Kleinere Strudel suchten bereits das Boot zu erfassen, das sich öfters wie ein Kreisel um sich selbst drehte, bevor es wieder, indem man schnell das Großsegel entfaltete, in Fahrt kam.

Reuters sonngebräuntes Gesicht wurde immer bedenklicher. Er ahnte eine Katastrophe voraus. Jedenfalls war es nötig, den Kutter in diesem Fahrwasser, wo überall sicherer Tod drohte, steuerfähig zu erhalten. Man hißte also wieder die Segel, reffte aber das Großsegel, um dem Winde weniger Angriffsfläche zu bieten.

Nun schoß die „Libelle“ häufig halb im weißen Gischt verschwindend, wie ein wildgewordener Renner dahin. Jetzt hörte das gefährliche Kreisen zwar auf aber dafür lag wieder die Möglichkeit vor, daß der Kutter auf ein verborgenes Riff auflief.

So kam es auch. Plötzlich erschütterte ein so starker Stoß die „Libelle“, daß der Mast dicht über dem Deck umknickte und das Boot wie festgebannt auf derselben Stelle liegen blieb, rings umtobt von den sich drehenden, schäumenden Wassern eines Strudels, der seine in die Tiefe hinabziehenden Kräfte sofort dadurch bewies, daß er den bei dem Anprall auf das Riff, das offenbar den Boden durchbohrt hatte und nun wie ein riesiger Haken die „Libelle“ festhielt, über Bord geflogenen Deckel der Vorderluke wie ein gieriges Ungeheuer verschluckte.

Das Schicksal des braven Schiffleins war besiegelt. Nicht minder hoffnungslos erschien die Lage der an Bord befindlichen Menschen, denen der Tod des Ertrinkens sicher war. Mußte doch die Macht des Wasserwirbels alles Lebende in den nassen Abgrund reißen, wenn die „Libelle“, die, auf dem steinernen Riesenhaken hängend, wild hin und her geschüttelt wurde, auseinanderbarst.

Hier galt es einen schnellen Entschluß zu fassen. Jede Minute des Zögerns mußte verhängnisvoll werden.

Gnuffke und Reuter berieten sich leise. Dann mußten

Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Kapitän Bergers Kinder. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kapit%C3%A4n_Bergers_Kinder.pdf/15&oldid=- (Version vom 1.8.2018)