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Zu welchem Zwecke die „Libelle“ für zwei Wochen Proviant mitführte und was man eigentlich vorhatte, darüber erhielt niemand in Hongkong Auskunft. Gnuffke wußte nur zu gut, daß die Piraten sicherlich in Hongkong heimliche Verbündete besaßen, die dafür gesorgt hätten, auf diese oder jene Art die Absichten der beiden Deutschen zu vereiteln. Aus Vorsicht waren die Geschwister Berger daher auch erst in letzter Stunde an Bord des Kutters gekommen, ohne einem Menschen vorher etwas von der bevorstehenden Seereise zu verraten.

Der lange Ingenieur saß am Steuer, und neben ihm auf der vertieften Bank lehnte die kleine Herta, die ebenso wie ihr Bruder ganz seefest war, da ihr Vater sie schon einige Male auf der „Viktoria“ bis hinauf nach Schanghai mitgenommen hatte. Reuter und der kräftige Knabe wieder standen vor dem niedrigen Kajütaufbau über die Seekarte gebeugt, auf der der Marineleutnant dem kleinen Landsmanne soeben die namenlose, winzige Inselgruppe gezeigt hatte.

Herta stand jetzt auf und wollte die kurze Treppe zur Kajütentür hinab.

„Ich werde die Abendmahlzeit herrichten“, meinte sie wichtig. Sie war tatsächlich auf der „Libelle“ mit dem Posten des Schiffskoches betraut worden und bewies dabei viel Eifer und Geschick, weil Kapitän Berger stets darauf bedacht gewesen war, seine Kinder in allem zu praktischen Menschen zu erziehen.

Zufällig warf das hübsche, blonde Mädelchen, bevor es die Treppe hinabeilte, noch einen Blick nach Osten zu, wo bereits leichte abendliche Nebel sich zusammenballten. Ihre Augen machten plötzlich halt, und dann rief sie laut:

„Dort – eine Dschunke (chinesisches Fahrzeug) mit gerefften Segeln …!“

Die drei anderen Insassen des Kutters richteten sich auf und schauten gleichfalls in die Fahrtrichtung der „Libelle“, dorthin, wo der Kleinen scharfe Augen den

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W. Belka: Kapitän Bergers Kinder. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kapit%C3%A4n_Bergers_Kinder.pdf/8&oldid=- (Version vom 1.8.2018)