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plumpen Rumpf und die zwei niedrigen Masten des Küstenseglers entdeckt hatten.

Max Gnuffke übergab jetzt die Pinne des Steuers dem Leutnant und stieg auf das Dach des Kajütaufbaus, um von dieser Erhöhung herab nach dem Schiffe hinüberzuspähen, wobei er sich noch eines Fernglases bediente.

Die Dschunke war etwa zwei Seemeilen entfernt gewesen, als Herta sie entdeckt hatte. Der Zwischenraum zwischen den beiden Fahrzeugen verringerte sich jetzt jedoch sehr schnell, da der Kutter unter allen Segeln lief und die Abendbrise recht frisch war.

„Merkwürdig, daß man drüben alles Zeug (Segel) gerefft hat“, sagte Hans Berger zu dem Seeoffizier. „Einen so günstigen Wind läßt doch niemand unbenutzt. Vielleicht …“ Er konnte den Satz nicht beenden, da der dürre Ingenieur jetzt mit lauter Stimme meldete:

„Die Dschunke ist in eine Tangwiese geraten, und inmitten dieser Tausende von lästigen Armen kommt sie natürlich nicht vom Fleck.“

Solche schwimmenden Tangwiesen, wie sie in allen Meeren angetroffen und von den Strömungen oder vom Winde weiterbewegt werden, bestehen aus einer besonderen Gattung von Wasserpflanzen, dem sogenannten Fukus, einem schwimmenden Kraute, welches seine Zweige so eng ineinander verschlingt, daß sie förmliche Gewebe bilden und zwar bis zu drei Meter Tiefe hinab. Die größte dieser Tangwiesen ist bekanntlich das Sargasso-Meer im Atlantischen Ozean nordwestlich der Azoren, das eine ungeheure, von Dampfern und Seglern gleich ängstlich gemiedene Fläche bedeckt. Ein Schiff vermag sich nur schwer aus der Umklammerung dieser zähen Fukusmassen zu befreien, die oft dem Seefahrer freie Stellen zum Durchschlüpfen und Vermeiden eines Umweges vortäuschen, sich dann aber wie eine Falle oder eine Zange schließen, aus der es nur unter unsäglicher Arbeit ein Entrinnen gibt.

Der Ingenieur konnte durch sein Fernglas deutlich

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W. Belka: Kapitän Bergers Kinder. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kapit%C3%A4n_Bergers_Kinder.pdf/9&oldid=- (Version vom 1.8.2018)