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Schoosse wendet sich mit beiden Armen seinem Nährvater, der sich links auf seinen Stab stützt, mit dem Kopfe aber dem kleinen Johannes zu, der rechts an Maria’s Schoosse kniet.

Ital. Pappelholz; h. 0,41½; br. 0,52. – Zuerst im Katalog von 1835. – Nach dem Inv. Guarienti (N. 15. fol. 25b.) besass die Dresdener Galerie ein aus denselben Figuren bestehendes lebensgrosses Bild Schedoni’s, welches aus Modena gekommen war; und nach Venturi (p. 356. vgl. p. 293) befand sich dieses grosse Bild in der herz. Galerie zu Modena. Es muss also 1746 mit den übrigen nach Dresden gekommen sein. Hier befand es sich auch noch nach dem Katalog von 1853. Erst bei H., 1856, fehlt es; es hat also jedenfalls zu den damals verkauften Bildern gehört. Die Kataloge von 1835 bis 1853 verzeichnen beide, jenes grosse und unser kleines.

G. Die Schulen Venedigs und seines Gebietes.

Tiziano Vecelli (Vecellio).

Geb. zu Pieve di Cadore in den Friauler Alpen 1477, gest. zu Venedig, den 27. August 1576. Schüler Giovanni Bellini’s, in seinen jüngeren Jahren Genosse Giorgione’s. Der Hauptmeister Venedigs und der grösste Colorist Italiens.

Maria mit dem Kinde und vier Heiligen. 168. (249.) E 2.

Kniestück. Links steht Maria vor grünem Vorhang, hält ihr auf ihrem rechten Arme stehendes Kind empor und wendet sich lebhaft bewegt den von rechts genahten drei Heiligen zu. Vorn steht, ganz im Profil gesehen, Magdalena, ihre Salbbüchse in der erhobenen Rechten; neben ihr Paulus, auf sein Schwert gestützt; hinter ihr, am Fusse mächtiger Säulen, Hieronymus mit seinem Crucifix. Ganz links, nur mit dem Schaffelle bedeckt, aber steht Johannes der Täufer und unterstützt mit seiner rechten Hand den rechten Arm des Christusknaben.

Ital. Pappelholz; h. 1,38; br. 1,91½. – 1747 durch Zanetti und Guarienti aus Casa Grimani dei Servi in Venedig. – Das Bild hat stets als schönes Werk Tizian’s gegolten, bis Cr. u. Cav. (Tizian S. 715) es ihm absprachen und für ein „sehr schönes Erstlingswerk Andrea Schiavone’s“ erklärten. Diese Ansicht hat sich durch den Vergleich mit anderen Werken Schiavone’s und mit den anderen Jugendwerken Tizians (z. B. der Kirschen-Madonna der kaiserl. Galerie zu Wien) jedoch nicht bestätigt. Schon Morelli (Lerm. S. 201) hat es mit Recht wieder für ein herrliches, echtes Jugendwerk Tizians erklärt. – Gestochen von J. Folkema ☼ II, 8 und E. Büchel. – Phot. Braun V, 13 und Phot. Ges.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Woermann: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887). Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Dresden 1887, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Karl_Woermann_Katalog_der_Gem%C3%A4ldegalerie_Dresden_1887.pdf/119&oldid=- (Version vom 20.8.2021)