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und der Mann am Fussende ihres Lagers spielt die Orgel statt der Laute. Unserem Dresdener Exemplar ist dasjenige im Fitzwilliam-Museum zu Cambridge am ähnlichsten; andere in Madrid (N. 460) und im Haag. Dass auch unser Bild nicht zu den eigenhändigen Werken Tizian’s gehört, hatte schon P. Guarienti, der venezianische Kenner, welcher Galerie-Inspector in Dresden war, erkannt. Er liess es daher 1748 mit anderen Bildern nach Warschau bringen, von wo es jedoch schon 1751 zurück kam. Von den neueren Kennern stimmen auch Cr. u. Cav. Tizian S. 498–499 und Lerm. S. 202 darin überein, kein Original, sondern eine spätere Wiederholung in unserem Bilde zu sehen; und die für Tizian zu glatte Behandlung lässt uns dieser in Kennerkreisen allgemein geteilten Ansicht beistimmen. Ein ausgezeichnetes Bild ist es darum doch; auch Cr. und Cav. nennen es „sehr kunstreich und empfindungsvoll“ ausgeführt. – Gestochen von J. Bouilliard und von A. H. Payne; radirt von H. Bürckner; in Schwarzkunst von J. Pichler. – Phot. Braun IX, 12 und Phot. Ges.

Venus, sich spiegelnd. 178. (258.) 34 a.

Kniestück. Die Göttin sitzt, ihren Kopf nach rechts wendend, auf gelb und schwarz gestreiftem Lager vor grauer Wand. Ein roter Pelzmantel, den sie mit ihrer Rechten festhält, fällt auf ihre Hüften herab, ihre Linke legt sie an ihre Brust. Rechts auf dem Kissen steht Amor und hält ihr den Spiegel vor. Links ein grüner Vorhang.

Leinwand; h, 1,15; br. 1,00. – 1749 aus der kaiserl. Galerie zu Prag. Damals als Original; doch schon bei H. als Copie. Es ist eine etwas veränderte Schulcopie. Auf dem eigenhändigen Altersbilde Tizian’s in der St. Petersburger Eremitage sind zwei Amoren statt des einen dargestellt; während der eine den Spiegel hält, versucht der andere die Göttin zu bekränzen. – Phot. Ges.

Venus, sich spiegelnd. 179. (259.) 34 a.

Im Wesentlichen eine Wiederholung der vorigen Darstellung. Nur ist der Sitz rechts nicht mit gestreiftem, sondern mit einfarbig gelbem Stoffe überzogen; auch trägt Amor Stiefeln und sein Köcher liegt nicht neben ihm, sondern hängt über seiner Schulter.

Leinwand; h. 1,31; br. 0,93½. – 1741 durch Rossi aus Venedig als Original. H. − 1846 aus dem Vorrat. – Das Bild zeigt auch im Verhältniss zum vorigen, dass die Copisten sich stets Variationen erlaubten. Es ist schwächer als jenes und gehört einer späteren Zeit an.

Tobias mit dem Engel. 180. (200.) S 1.

In der Mitte des Bildes schreitet der Engel, welcher das Gefäss mit den heilkräftigen Eingeweiden des Fisches in der ausgestreckten Rechten hält. Rechts neben ihm geht der junge Tobias, welcher den Fisch in der gesenkten Linken trägt. Links vorn läuft ein Hund; links im Mittelgrunde kniet ein alter Mann in der Landschaft.

Leinwand; h. 1,69½; br. 1,16. – Inventar 1754, I 296, als Original; doch ist es notorisch, wie auch schon H. annahm, nur eine alte Copie nach Tizian’s trefflichem Gemälde in der Kirche San Marciliano zu Venedig.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Woermann: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887). Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Dresden 1887, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Karl_Woermann_Katalog_der_Gem%C3%A4ldegalerie_Dresden_1887.pdf/123&oldid=- (Version vom 20.8.2021)