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Werkstatt des Quinten Massys.

Auch Messys, Matsys, Metsys genannt. Geb. zu Antwerpen vor 1460 (nach anderen in Löwen), jedenfalls 1491 als Meister in die St. Lucas-Gilde zu Antwerpen aufgenommen; gest. daselbst zwischen dem 13. Juli und 16. September 1530. Der niederländische Hauptmeister der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts.

Der Handel um’s Huhn. 804. (1845.) 21 c.

Der Mann im roten Rock, welcher links am Tische sitzt und mit lebhafter Bewegung dem neben ihm sitzenden Bauern zuredet, scheint Kaufmann oder Geldwechsler zu sein, jetzt aber, nebst der ihm gegenüberstehenden, offenbar zu ihm gehörenden Bürgersfrau, Lebensmittel von dem Bauern und der Bauersfrau einzukaufen, welche letztere vorn rechts steht und ein in ihrem Eierkorbe liegendes Huhn ergreift. Doch scheint man noch keineswegs handelseinig zu sein. Inzwischen stiehlt ganz vorn rechts ein Knabe ein Ei aus dem Korbe. Im Hintergrund links ein Fenster, rechts eine offene Thür. – Von Michiels als „Anwalt mit seinem Clienten“, von H. als „Wechselstube“, von uns selbst früher als „ein Streit vor einem Richter“ aufgefasst.

Eichenholz; h. 0,85; br. 1,15. – 1749 aus der K. Galerie zu Prag. – Das Bild galt bisher als eigenhändiges Werk des Massys, dem es allerdings nahe steht; doch ist es für ihn selbst nicht klar und fest genug im Vortrag. So auch Scheibler, Dr. Not. Die zahlreichen Sittenbilder dieser Art, welche unter Massys’ Namen gehen, liess der Meister in seiner Werkstatt ausführen. Hier war besonders sein Sohn Jan Massys für ihn thätig, der erst seit 1558 selbständig im italisirenderem Stile arbeitete. Für eins der Jugendbilder Jan’s aus der Werkstatt Quintens sind wir geneigt auch das unsere zu halten. Das „K“ im Zipfel des Kopftuches der Bauernfrau kann nicht als Künstlerbezeichnung gedeutet werden. – Phot. Braun III 23 und Phot. Ges.

Art des Mabuse.

Jan Gossaert, gen. Mabuse (Malbodius), geb. zu Maubeuge um 1470, gest. zu Antwerpen 1541, war einer der frühesten Niederländer, welche das italienische Formengefühl mit dem nordischen zu verquicken suchten. Thätig in verschiedenen Städten Italiens und der Niederlande, zuerst und zuletzt jedoch in Antwerpen.

Eine Mutter mit ihrem Kinde. 805. (1847.) P 3.

Halbfigur nach links auf braunem Grunde. Blaues, ausgeschnittenes Kleid. Das Kind im leichten Hemdchen auf ihrem Schoosse blickt nach rechts.

Eichenholz; h. 0,43½; br. 0,33. – 1874 von Herrn Hauptmann von Schleinitz erworben. Damals und bei H. als Mabuse; doch ist es für des Meisters eigene Hand

Empfohlene Zitierweise:
Karl Woermann: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887). Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Dresden 1887, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Karl_Woermann_Katalog_der_Gem%C3%A4ldegalerie_Dresden_1887.pdf/298&oldid=- (Version vom 10.9.2023)