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dem ein Crucifix steht und ein Totenkopf liegt. Rechts zu seinen Füssen schlummert sein Löwe. Bez. l. u.: P . P . R.

Leinwand; h. 2,36; br. 1,63½ – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. – Frühes, eigenhändiges Prachtwerk des Meisters, entweder noch in Italien oder bald nach seiner Heimkehr gemalt. So auch Bode (Preuss. Jahrbücher, April 1881). – Der Ansicht Ad. Rosenberg’s, dass die Bezeichnung gefälscht und das Bild erst um 1618 gemalt sei (v. Lützow’s Zeitschrift XVII, 1882, S. 167), vermögen wir uns nicht anzuschliessen. – Phot. Braun I, 23 und Phot. Ges.

Die Krönung des Tugendhelden. 956. (908.) J 2.

Nach links gewandt, auf seine Lanze gestützt, steht der Held in blankem Harnisch und flatterndem Purpurmantel da. Er setzt den rechten Fuss auf den am Boden liegenden, bekränzten, grauhaarigen Satyr (das Sinnbild der überwundenen Trunkenheit), während rechts, halb von hinten gesehen, ein üppiges Weib, an deren Schulter ein weinender Liebesgott lehnt, am Boden sitzt (als Sinnbild der verschmähten Wollust). Eine geflügelte Siegesgöttin schmiegt sich an den Helden an und setzt ihm mit beiden Händen einen Kranz aufs Haupt. Rechts im Hintergrunde aber lauert der Neid als altes Weib mit fahlem Gesicht und Schlangenhaar.

Leinwand; h. 2,03; br. 2,22. – Nach dem Abrégé von 1782 p. 325 und schon nach Heinecken’s Text zum alten Galeriewerk (Recueil d’Estampes etc. II. 1757. p. XXX) ist das Bild direct von Mantua nach Dresden gekommen (als Inv. N. 3423 1743 mit dem folgenden durch Rossi) und in Mantua seiner Zeit von Rubens für den Herzog Vincenzo Gonzaga gemalt worden. Heinecken war Augenzeuge der Erwerbung. Sein Bericht hat also als zuverlässig zu gelten. Das Bild ist daher auch stets für ein eigenhändiges Werk der italienischen Zeit des Meisters erklärt worden. So auch Bode bei v. Zahn VI, S. 201. – Gegenstück zum folgenden. – Eine spätere Wiederholung besitzt die Pinakothek zu München. – Gestochen von P. Tanjé ☼ II, 44. Voorhelm-Schneevogt p. 142 N. 53. – Phot. Braun XIV, 21.

Der trunkene Herkules. 957. (906.) J 2.

Der bärtige Halbgott, in dessen Blick sich seine Trunkenheit widerspiegelt, während er in der linken Hand noch den Krug hält, dessen roten Wein er verschüttet, lässt sich, nach rechts gewandt, von einer ziegenbeinigen Nymphe und einem bocksbeinigen Satyr entführen. Hinter ihnen folgt eine springende Bacchantin mit fliegenden Haaren. Rechts am Waldrande trägt ein zweiter Satyr das Löwenfell, schleppt ein kleiner Liebesgott die Keule des Herkules.

Leinwand; h. 2,04; br. 2,04. – Als N. 3422 nach dem Inventar 8vo im Juni 1743 mit dem vorigen durch Rossi aus Italien, und zwar schon nach dem Inv. Guarienti (vor 1753) N. 76 aus Mantua. Vergl. die Notiz zum vorigen Bilde, seinem Gegenstücke. Als Gegenstück zu diesem ist es auch innerlich charakterisirt; dort der Held, welcher über Wollust und Trunkenheit gesiegt hat, hier der Held, welcher der Trunkenheit und Wollust erliegt. – Phot. Braun XIV. 22 und Phot. Ges.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Woermann: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887). Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Dresden 1887, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Karl_Woermann_Katalog_der_Gem%C3%A4ldegalerie_Dresden_1887.pdf/344&oldid=- (Version vom 16.9.2023)