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anzusehen. – Als das Original galt bis vor kurzem das gleiche Darmstädter Bild, dessen Eigenhändigkeit neuerdings jedoch bestritten wird. Es ist auch nicht nothwendig, dass Rubens eins der Bilder eigenhändig ausgeführt habe. Vergleiche die Bemerkung zum vorigen. – Phot. Braun VII, 25 und Phot. Ges.

Das jüngste Gericht. 981. (921.) M 3.

Links vorn entsteigen die Toten den Gräbern und schweben die Seligen, einander liebevoll mithinanziehend, zum Himmelsglanz empor. Oben in der Mitte thront Christus als Weltrichter mit erhobener Rechten zwischen grossen Schaaren von Patriarchen und Heiligen. Maria steht zu seiner Rechten. Zu seiner Linken aber stürmt der Erzengel Michael mit vorgehaltenem Schilde hinab, um die Verdammten in wilden Knäueln hinunterzustürzen in den Schlund der Hölle, der, von roten Flammen durchlodert, rechts im Vordergrunde gähnt.

Eichenholz; h. 1,21½; br. 0,96. – Inventar 1754, II 40. Das grosse Bild dieses Gegenstandes, welches Rubens vor 1618 für den Pfalzgrafen Wolfg. Wilhelm von Neuburg gemalt hatte, befindet sich in der Münchener Pinakothek. – Unser kleines Exemplar wurde von der älteren Forschung allgemein für Rubens’ eigenhändige Skizze dazu angesehen. Noch Waagen (Kl. Schriften S. 281) nennt es unter stillschweigender Zustimmung Woltmann’s die „sicher ganz von der Hand des Meisters herrührende Skizze.“ Neuerdings erkennt die deutsche Kritik jedoch nur eine Copie nach dem Münchener Bilde in dem unseren. So zuerst Bode bei v. Zahn VI, S. 200. Max Rooses dagegen hält in seinem noch im Erscheinen begriffenen Werke „L’oeuvre de Rubens“ (Lieferung 3, p. 100), mit Entschiedenheit an der Eigenhändigkeit der Skizze fest. Wir können die Akten über die Frage daher noch nicht für geschlossen erklären. – Phot. Braun IX, 25 und Phot. Ges.

Eine Landschaft mit wilden Tieren. 982. (913.) J 1.

Rechts unter der bewaldeten Anhöhe säugt eine Tigerin ihre Jungen, während der Tiger, weiter oben, aus dem Walde einen Hasen in seinem Rachen herbeiträgt. In der Mitte schleicht ein Löwe. Vorn liegt ein Tierschädel. Links im Hintergrunde verfolgt eine Jagdgesellschaft einen Löwen.

Leinwand; h. 2,00½; b. 3,69½. – Zuerst im Inventar 1754, II 272. – Nur Werkstattsbild; Rubens eigene Hand ist nirgends erkennbar. Die Hauptgruppe rechts vorn ist unserem Rubens’schen Bilde N. 974 entlehnt. – Gestochen von J. E. Ridinger ☼ II, 46. Voorhelm-Schneevogt p. 229 N. 37.

Ansicht des Escorials. 983. (915.) L 1.

Links und rechts die steilen, umwölkten Höhen der Sierra Guaderrama. Vorn auf dem Bergwege unter dem spärlich belaubten Baume ein Reiter, hinter dem ein zweiter auftaucht, während vor ihm ein Jäger vier Hunde an der Leine führt. Unten im Thale der stattliche Escorial-Palast.

Leinwand; h. 1,14; br. 1,94. – 1742 durch Riedel aus Prag. – Dass Rubens die Escorial-Bilder, von denen es verschiedene Wiederholungen giebt, nicht selbst malte, sondern von seinen Schülern unter seiner Leitung („avecq mon avis“) ausführen

Empfohlene Zitierweise:
Karl Woermann: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887). Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Dresden 1887, Seite 321. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Karl_Woermann_Katalog_der_Gem%C3%A4ldegalerie_Dresden_1887.pdf/353&oldid=- (Version vom 16.9.2023)