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liess, bezeugt er selbst: Rosenberg, Rubens-Briefe, Leipzig 1881, S. 219. Uebrigens steht das unsere weder zu Lucas van Uden noch zu Momper in Beziehung.

Bacchus auf dem Fasse. 984. (1040.) J 1.

Der wohlgenährte, nackte, bekränzte Gott sitzt, nach links gewandt, auf einem Fasse im Grünen. Eine Bacchantin steht neben ihm, legt ihre linke Hand auf seine Schulter und schenkt ihm mit erhobener Rechten Wein in den Becher, den er selbst in der seinen erhebt. Rechts hinter ihm ein Satyr. Rechts vorn ein Knäblein, das sein Hemd aufhebt.

Leinwand; h. 1,92½; br. 1,62½. – Im Inventar 1722, A 54, als Original von Rubens: „ein sitzend sehr fetter Bacchus.“ (Die N. 54 steht noch auf dem Bilde.) Bei H. als „Silen“ und als Werk des Jakob Jordaens. Beides nicht zutreffend. Man vergleiche nur die Modellirung des Knäbleins vorn rechts und die Kopfform der Bacchantin mit den Typen und der Vortragsweise unserer Bilder des Jordaens, und man wird sich sofort überzeugen, dass es nicht aus der Werkstatt dieses letzteren, sondern aus derjenigen des Rubens stammt. Es ist ein gutes spätes Bild der Rubens’schen Werkstatt. So auch Bode und Scheibler (Dr. Not.). Als Rubens übrigens das gleiche Bild auch in der Petersburger Eremitage. Gestochen ein fast gleiches Bild von Jakob Schmuzer (Wien 1793), damals in der „erzherzoglichen Galerie zu Florenz“.

Satyr und Mädchen mit dem Fruchtkorbe. 985. (1046.) J 4.

Kniestück. Der Satyr, von dessen Schulter ein Fell herabgleitet, hält, leicht nach links gewandt, mit beiden Händen vor sich einen Korb voll Trauben, Quitten und Aepfeln. Links neben ihm greift ein dralles Mädchen in rotem Kleide mit der Rechten nach den Früchten.

Eichenholz; h. 1,05½; br. 0,74. – 1738 durch Rossi. – Schon im Inventar 8° (2384) als „Giordano“; und als „Jakob Jordaens“ noch bei H. – Im Haag in der That ein ähnliches Bild als „Jordaens.“ In der Galerie Schönborn zu Wien dagegen das gleiche Bild als „Rubens“ und ein fast gleiches Bild schon von Alex Voet jun., einem Zeitgenossen des Rubens, als „Rubens“ gestochen (Voorhelm-Schneevogt p. 131 N. 114). Vergl. des Verfassers Text zum Braun’schen Galeriewerk IX, S. 320. In der That stimmt die Behandlung unseres Bildes nicht zu derjenigen der Jordaens’schen Werke in unserer Galerie, sondern weist auf einen kräftigen Rubens-Schüler hin. So schon Bode bei v. Zahn a. a. O. S. 203. Es ist eine gute Werkstattswiederholung.

Nach P. P. Rubens.

Die Tochter der Herodias. 986. (910.) J 1.

Kniestück, nach links, auf braunem Grunde. In der Mitte trägt die Tochter der Herodias, in gelbem Kleide und rotem Mantel, mit beiden Händen die mächtige Schüssel, auf welche der Henker zur Rechten das Haupt des Täufers niederlegt. Die Magd zur Linken hilft die Schüssel stützen.

Leinwand; h. 1,29; br. 1,21. – Inventar 1722. A 60; als „Scuola di Rubens“ aus der Kunstkammer. Erst 1861 wieder dem „Vorrat“ entnommen und von H. mit Unrecht unter die Originalwerke des Meisters gesetzt. Das Original befindet sich in

Empfohlene Zitierweise:
Karl Woermann: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887). Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Dresden 1887, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Karl_Woermann_Katalog_der_Gem%C3%A4ldegalerie_Dresden_1887.pdf/354&oldid=- (Version vom 16.9.2023)