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italienische und französische Bilder, unter ihnen das Poussin’sche Martyrium des hl. Erasmus (N. 723) und Vouet’s heiligen Ludwig (N. 714), die Tizianische „Venus mit dem Lautenspieler“ (N. 177) und Guido Reni’s schöne „Venus mit Cupido“ (N. 324). – Andere italienische Bilder hatte ein gewisser Lorenzo Rossi aus Venedig geschickt, z. B. schon 1723 Vaccaro’s Erscheinung Christi (N. 464), 1728 Palma Vecchio’s herrliche ruhende Venus (N. 190).

Man sieht, dass die Dresdener Galerie im Todesjahre August des Starken (1733) bereits eine beträchtliche Anzahl erlesener italienischer und französischer und eine noch grössere Anzahl hervorragender vlämischer und holländischer Gemälde besass. Von den letzteren gehören, ausser den erwähnten, z. B. noch Rembrandt’s „Simson“ (N. 1560) und sein „Selbstbildniss mit dem Buche“ (N. 1569), van Dyck’s „Trunkener Silen“ (N. 1017) und Jordaens „Alt and jung“ (N. 1014) hierher.

Gleichwohl folgte die eigentliche Glanzzeit der Entstehungsgeschichte der Dresdener Galerie erst unter dem Nachfolger August des Starken, unter dem Kurfürsten Friedrich August II. (König August III. von Polen), der während seiner dreissigjährigen Regierung (1733−1763) den grössten Teil jener Meisterwerke in seiner Hauptstadt zu vereinigen wusste, auf denen der Weltruhm der Dresdener Galerie beruht.

August III. hatte das Glück, bei seinen Bestrebungen, die Gemäldesammlung, welche er ererbt hatte, zu erweitern und zu vergrössern, durch thatkräftige Männer unterstützt zu werden. Le Plat, welcher bis an sein Lebensende Galeriedirector blieb, und Steinhäuser, welcher später in den Ruhestand versetzt wurde, traten jetzt mit ihrer Leitung und ihren Leistungen thatsächlich in den Hintergrund zurück. Des Königs allmächtiger Minister Graf von Brühl, dessen Name, was auch seine persönlichen Beweggründe bei der Ausnutzung des Kunstsinnes seines Herrschers gewesen sein mögen, doch nicht von der Entstehungsgeschichte der Dresdener Galerie getrennt werden kann, nahm die Fortsetzung der Bilderankäufe jetzt in seine eigene, starke, im Geben wie im Empfangen gleich gewandte Hand. Wie weit Brühl’s Kennerschaft gegangen, lässt sich heute schwer feststellen. Sicher ist, dass sein Privatsecretär seit

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Karl Woermann: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887). Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Dresden 1887, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Karl_Woermann_Katalog_der_Gem%C3%A4ldegalerie_Dresden_1887.pdf/39&oldid=- (Version vom 1.8.2018)