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1733, Carl Heinrich von Heinecken, der berühmte Verfasser der „Nachrichten von Künstlern und Kunstsachen“, der „Idée générale“ und des, von vier gedruckten Bänden abgesehen, nur als Manuscript im Dresdener Kupferstich-Cabinet erhaltenen „Dictionnaire des artistes“, der eigentliche Kunstkenner am sächsischen Hofe und als solcher auch das Auge Brühl’s war. Brühl selbst schrieb ihm am 23. Nov. 1748 aus Warschau: „La gallerie est votre production et j’en ay que l’honneur, mais a vous appartient la gloire.“ Sicher aber ist andererseits auch, dass Brühl nicht nur mit den Künstlern und Kennern aller Länder, wenn auch gewiss oft genug durch die Feder Heinecken’s, im Briefwechsel über Gemäldeankäufe stand, sondern auch die sächsischen Gesandten oder Gesandtschaftssecretäre der Städte, in denen Kunstwerke feil waren, fortwährend im Interesse der Galerie in Bewegung erhielt.

Der sächsische Gesandte Graf Villio in Venedig, der für Erwerbungen besonders günstig gelegenen Stadt, überliess die Auswahl der Bilder freilich den Kennern, die von Dresden aus mit den Ankäufen betraut worden waren, wie 1741 dem Ventura Rossi, 1743 dem Grafen Algarotti, 1744 abermals dem Ventura Rossi, 1747 dem bekannten Kupferstecher und Kunstschriftsteller Ant. Maria Zanetti. Der Legationssecretär de Brais in Paris aber war im Jahre 1742, wenn ihm auch der berühmte Maler Hyacinthe Rigaud zur Seite stand, selbst die Seele ausserordentlich wichtiger Ankäufe. Weniger glücklich war der Legationssecretär Talon in Madrid, dem ein grosser, 1744 in Spanien bewirkter Gemäldeankauf, von dem so gut wie nichts würdig war, in der Galerie zu bleiben, bittere briefliche Vorwürfe des Grafen Brühl und Heinecken’s eintrug. Auch der berühmte Graf Gotter, welcher, als er preussischer Gesandter in Wien und Regensburg war (also wohl vor 1736), eine grosse Anzahl von Gemälden für den sächsischen Hof erworben hatte, erwies sich nicht als Kenner. Die Liste der von ihm gekauften Gemälde hat sich erhalten; aber nur ganz wenige von ihnen konnten dauernd in der Galerie aufgestellt bleiben. Einen weit besseren Geschmack bewies gegen Ende der Regierungszeit August’s III. der Legationssecretär von Kauderbach in Haag. Dieser erwarb 1763 eine Anzahl der besten Bilder des Cabinets Lormier für

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Karl Woermann: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887). Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Dresden 1887, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Karl_Woermann_Katalog_der_Gem%C3%A4ldegalerie_Dresden_1887.pdf/40&oldid=- (Version vom 1.8.2018)