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seinen königlichen Herrn; musste den Ankauf aber rückgängig machen, als der letztere gleich nach dem Abschluss der Verhandlungen starb.

Wir müssen die Haupterwerbungen während der Regierungszeit August’s III. der Reihe nach kurz zu würdigen suchen.

Zunächst war Italien ein Hauptschauplatz der Thätigkeit der Unterhändler des Königs. In Venedig hatte Lorenzo Rossi dem Ventura Rossi Platz gemacht; der letztere hatte schon 1738 nicht weniger als 44 Bilder nach Dresden geschickt, unter denen sich z. B. Ribera’s „hl. Franciscus auf den Dornen“ (N. 685) und „Befreiung Petri“ (N. 684) befanden; im Jahre 1741 liess er 70 andere, in Florenz, Rom, Bologna und Venedig erworbene Bilder folgen, unter ihnen Paolo Veronese’s „kleine Kreuzigung“ (N. 231) und Paolo Farinati’s grosse „Darstellung im Tempel“ (N. 223). Im Ganzen waren diese Sendungen aber so schwach, dass wir die Entrüstung des feinsinnigen und geistreichen Schriftstellers Grafen Algarotti darüber, dass man sich 1744, statt an ihn, noch einmal an Rossi, wandte, begreiflich finden. Rossi’s Sendung von 1744 war allerdings im Ganzen besser, als die vorhergehenden. Sie enthielt unter 65 Bildern z. B. Sassoferrato’s „Madonnen“ N. 430 und 431, die beiden Bildnisse Leandro Bassano’s N. 281 und 282 und Paolo Veronese’s „Leda mit dem Schwan“ (N. 234). Aber es lässt sich nicht leugnen, dass Algarotti, welcher 1743 eigens zu dem Zwecke, Bilder für den sächsischen Hof zu kaufen, nach Italien zurückgegangen war, sich als ein viel feinerer Kenner erwies, denn sein verhasster Nebenbuhler. Ist die Zahl der durch ihn erworbenen Bilder auch nur klein, so ist ihr Wert um so grösser. Befanden sich unter ihnen doch die Holbein’sche „Madonna“ (N. 1901), die „drei Schwestern“ des Palma Vecchio (N. 189), die beiden grossen Schlachtenbilder Jaques Courtois’ (N. 744 und 745), die beiden kräftigen Bilder Strozzi’s (N. 657 und 658) und die beiden schönen grossen „Stilleben“ des Jan Weenix (N. 1666 und 1667).

Alle vorhergehenden und nachfolgenden Gesammterwerbungen aber übertraf der durch Ventura Rossi, Zanetti und den Grafen Villio vermittelte, 1745 abgeschlossene Ankauf der hundert bedeutendsten Bilder der damals weltberühmten Sammlung des Herzogs Franz III. von Modena. Durch ihn gelangte der

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Karl Woermann: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887). Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Dresden 1887, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Karl_Woermann_Katalog_der_Gem%C3%A4ldegalerie_Dresden_1887.pdf/41&oldid=- (Version vom 1.8.2018)