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Schüler und Nachfolger M. J. Mierevelt’s.

Es ist bekannt, dass M. J, Miereveit in Delft eine von zahlreichen Gesellen unterstützte Werkstatt unterhielt, aus der Tausende von Bildnissen hervorgegangen sind. Die Hände der einzelnen Schüler und Gesellen, die für den Meister thätig waren, wie Pieter und Jan Mierevelt’s, der Söhne des Meisters, wie Jac. Delff’s, seines Enkels, P. D. Cluyt’s, P. Montfort’s etc. auseinanderzuhalten, ist nicht stets mit Sicherheit möglich. Wir fassen daher im Folgenden zunächst nur zwei Bilder zusammen, welche, bisher dem alten Mierevelt selbst zugeschrieben, uns eine etwas andere Hand zu zeigen scheinen, um später unter dem Namen Pieter Mierevelt’s zwei Bilder folgen zu lassen, die wir nur aus dem Grunde von den übrigen absondern, weil bei ihnen eine alte Ueberlieferung für den letzteren zu zeugen scheint. Die Bestimmung der Meister der altholländischen Bildnisse gehört zu den schwierigsten, noch nicht in allen Fällen gelösten Aufgaben der Kunstgeschichte.

Eine Dame mit Goldplatten unter der Haube. 1319. (1181.) L 2.

Halbfigur ohne Hände nach links auf grauem Grunde. Schwarzes Kleid mit hohen Aermelansätzen; weisse Halskrause; weisse Haube über anliegenden Goldblättern; am Schooss eine goldene Kette.

Eichenholz; h. 0,71; br. 0,55½. – 1742 durch Riedel aus Prag. H. (?). – Sicher im Katalog von 1843.

Männliches Bildniss in gemaltem Steinoval. 1320. (1186.) L 2.

Brustbild ohne Hände nach rechts in grauem Steinrahmen. Schwarzer Seidenrock, reiche weisse Spitzen-Halskrause. Graublondes Haar, kleiner blonder Stutz- und Spitzbart, braune Augen.

Eichenholz; h. 0,76; br. 0,60. – 1728 aus Holland als „Van Dyck“, der Dargestellte als „ein Kaufmann von Amsterdam“ (Inventar 1722–28, A 1908). Im Inventar 1754, II 361, als „Schule des van Dyck“, der Dargestellte als „der Kaufmann Grossa di Ryme Alma (de Renialme? Bredius N. N.) aus Amsterdam.“ Seit dem Katalog von 1812 als „Mierevelt.“ Mit den eigenhändigen Bildern des Alten stimmt es seiner Malweise nach nicht überein, eher mit denen, welchen wir den Namen des jüngeren Mierevelt lassen. Ein ausgezeichnetes holländisches Bildniss ist es unter allen Umständen. – Phot. Braun XII, 30.

Pieter Mierevelt.

Geb. zu Delft den 5. October 1596, gest. daselbst den 11. Januar 1623. Sohn und Schüler seines Vaters Michiel Jansz. Mierevelt. Thätig hauptsächlich zu Delft.

Bildniss einer Dame mit einem Fächer. 1321. (1189.) L 1.

Kniestück nach links auf graubraunem Grunde. Braunes Haar, dunkelblaue Augen. Schwarzer Anzug mit goldgelb eingefassten Schleifen an der Brust. In der Rechten ein schwarzer Federfächer.

Eichenholz; h. 1,17; br. 0,88½. – 1742 durch Riedel aus Prag. Von jeher als „Pieter Mierevelt.“ Als sein Gegenstück galt irrtümlich N. 1318, welches wir,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Woermann: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887). Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Dresden 1887, Seite 420. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Karl_Woermann_Katalog_der_Gem%C3%A4ldegalerie_Dresden_1887.pdf/452&oldid=- (Version vom 12.9.2023)