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gleich darauf wieder veräussert werden. Als nach der kurzen Regierung Friedrich Christian’s der neue Regent sich bereit erklärte, den Ankauf anzuerkennen, war es zu spät. Nur wenige der Bilder, wie z. B. Rembrandt’s „Grablegung“ (N. 1566), gelangten nach Dresden. Die Geschichte der grossen sächsischen Bilderankäufe des vorigen Jahrhunderts aber hatte damit so ziemlich ihr Ende erreicht.

Werfen wir nun einen Blick auf die Verwaltung der Dresdener Galerie während der Regierungszeit August’s III., so muss zuerst erwähnt werden, dass der Director Le Plat am 3. Mai 1742 starb und nun der, wie gesagt, bereits 1739 als Hofmaler nach Dresden, berufene böhmische Meister Johann Gottfried Riedel (geb. 1691 in der Nähe von Eger) neben dem alten Steinhäuser als Inspector der Königl. Gemäldegalerie angestellt wurde. Die massenhaften Ankäufe, besonders diejenigen der Jahre 1741 und 1742, durch welche der sächsische Gemäldeschatz um nicht weniger als 715 Nummern bereichert wurde, liessen einen Erweiterungsumbau der Galerieräume im „Stallgebäude“ unabweislich erscheinen. Der Umbau, während dessen die Gemälde im „Japanischen Palais“ untergebracht wurden, fand in den Jahren 1744 bis 1746 statt. Der obere Teil des Stallgebäudes wurde nun zu dem eigentlichen Galeriegebäude (dem jetzigen Museum Johanneum) ausgebaut, in welchem die Sammlung bis über die Mitte unseres Jahrhunderts hinaus blieb. Zur Eröffnung der neuen Räume trafen denn auch gerade die hundert Meisterwerke der Modenesischen Galerie ein. Der alte Steinhäuser gönnte sich noch die Freude, den Schatz mit in Empfang zu nehmen; dann trat er in den Ruhestand. An seiner Stelle wurde am 10. September 1746 der venezianische Künstler und Kenner Pietro Guarienti (geb. zu Verona um 1690) neben Joh. Gottfried Riedel als Inspector in Pflicht genommen; und an demselben Tage wurde auch der Maler Benedict Kern, wie es scheint unter der Oberaufsicht des berühmten Hofmalers C. W. E. Dietrich (Dietericy), als Gemälderestaurateur an der Galerie angestellt. Pietro Guarienti starb jedoch schon am 27. Mai 1753[1], in demselben Jahre also, in welchem


  1. Nach den Acten des Archivs der Generaldirection Cap. VII. N. 11. Fol. 45. Die Angabe der Künstler-Lexika, dass Guarienti erst 1765 gestorben sei, ist also irrig.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Woermann: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887). Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Dresden 1887, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Karl_Woermann_Katalog_der_Gem%C3%A4ldegalerie_Dresden_1887.pdf/46&oldid=- (Version vom 20.8.2021)