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da Vinci zugeschrieben wurde; – 1865 wurde in Wien die herrliche kleine Kreuzigung Dürer’s (N. 1879) gekauft. In den siebziger Jahren und zu Anfang der achtziger flossen die Mittel besonders reichlich. Der Landtag hatte eine bedeutende Summe für Gemäldeankäufe aus der französischen Kriegsentschädigung bewilligt; und wenn diese Mittel auch in erster Reihe für den Ankauf moderner Bilder verwendet werden sollten und verwendet wurden, so wurde aus ihnen doch immerhin noch manches wertvolle alte Bild erworben: an italienischen Bildern z. B. 1873 der hl. Sebastian des Antonello da Messina (N. 52), 1874 die gemalten Pilaster von Luca Signorelli (N. 36), die Madonna von Lorenzo di Credi (N. 14) und die Heil. Familie des Previtali (N. 60), 1875 das prächtige Portrait Paolo Morando’s (N. 201), 1876 Mazzolino’s leuchtende Ausstellung Christi (N. 123) und Mantegna’s köstliche Maria mit Jesus und dem Johannesknaben (N. 51), 1883 die Santa Conversazione Lor. Lotto’s (N. 195); an niederländischen Bildern 1876 die Hagar des Jan Steen (N. 1736), 1880 die beiden Reiter des Th. de Keyser (N. 1543), 1883 die bezeichnete Landschaft des Jan van der Meer von Haarlem (N. 1507).

Vor allen Dingen aber entstand in dieser letzten grossen Anschaffungs-Periode die moderne Abteilung der Dresdener Galerie. Wenn auch früher schon einige neuere Gemälde vorhanden gewesen und im vorigen Jahrhundert die Zeitgenossen keineswegs übersehen worden waren, so hatte es in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts, in welcher überhaupt kaum Bilder gekauft wurden, doch völlig an einer Entwickelung der Sammlung nach dieser Richtung hin gefehlt. Den ersten Schritt zur Förderung des Ankaufs moderner Bilder that der ehemalige Staatsminister von Lindenau, auf dessen hervorragende Verdienste um unsere Sammlungen bereits hingewiesen worden ist. Bei seinem Rücktritt im Jahre 1843 bestimmte er aus seiner Pension 700 Thaler jährlich zur Erwerbung von Gemälden lebender Künstler für die Galerie. Natürlich erlosch diese Zuwendung mit dem 1854 erfolgenden Tode Lindenau’s; doch verdankt die Dresdener Galerie der „Lindenau-Stiftung“ immerhin Werke wie A. L. Richter’s „Brautzug“ (N. 2221), C. G. Peschel’s „Heimzug Jakobs“ (N. 2216) und Jul. Hübner’s „Goldenes Zeitalter“ (N. 2227).

Empfohlene Zitierweise:
Karl Woermann: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887). Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Dresden 1887, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Karl_Woermann_Katalog_der_Gem%C3%A4ldegalerie_Dresden_1887.pdf/53&oldid=- (Version vom 1.8.2018)