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Ital. Pappelholz; h. 0.71½; br. 0,56½. − Zuerst im Katalog von 1835. – Nach H. 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena und „Schule des Raphael“ . Doch lässt sich die Herkunft aus Modena nicht nachweisen und gehört das Bild sicher der toscanischen, nach unserer, zuerst von W. v. Seidlitz vertretenen Ansicht eher der sienesischen als der florentinischen Schule an. − Vergl. Lerm. S. 249. – Phot. Ges.

C. Die römische Schule.

Raffaello Santi.

In der Regel nur Raphael genannt. Geb. zu Urbino den 6. April 1483, gest. zu Rom den 6. April 1520. Schüler seines Vaters Giovanni Santi zu Urbino und Pietro Perugino’s zu Perugia. Weitergebildet in Florenz unter dem Einflusse Leonardo da Vinci’s und Fra Bartolommeo’s, in Rom eine Zeitlang unter dem Einflusse Michelangelo’s. Thätig bis 1508 hauptsachlich in Urbino, Perugia und Florenz, seit 1508 in Rom, wo er das Haupt der römischen Malerschule wurde.

Die Sixtinische Madonna. 93. (80.) A 1.

Maria schwebt in ganzer Gestalt auf weissen Wolken in goldduftiger Glorie von Engelsköpfen. Der nackte Jesusknabe thront auf ihrem rechten Arme. Beide blicken den Beschauer gerade von vorn mit ernsten, grossen Augen an. Zu ihren Füssen knieen zwei verehrende Heiligengestalten auf den Wolken: links der heil. Papst Sixtus II., der die dreifache Krone vorn auf die Brüstung niedergelegt hat und entzückt zur Muttergottes emporblickt; rechts die demütig zur Seite blickende heil. Barbara, welche an dem Turm zu ihrer Rechten kenntlich ist. Vorn in der Mitte hängen zwei Engelknaben an der Balustrade und schauen neugierig zu der himmlischen Erscheinung empor. Ein grüner Vorhang schliesst oben, wie die Balustrade unten, die Vision von der Erdenwelt ab.

Leinwand; h. 2,65; br. 1,96. – 1753 durch den Maler Carlo Cesare Giovannini für 20,000 Dukaten (etwa 180,000 Mark) aus der Kirche San Sisto zu Piacenza. – Nach Vasari (Ed. Mil. IV, p. 365) hatte Raphael das Bild für den Hochaltar dieser Kirche gemalt. Es wird gehangen haben, wo jetzt die Copie hängt: hinter dem Hochaltar zwischen den Fenstern der Schlusswand des Chores. – Das Bild gehört der reifsten späteren Lebenszeit des Meisters an. Es ist um 1515 in Rom entstanden und das vollendetste Staffelei-Gemälde Raphael’s. - Eine alte Copie besitzt das Museum zu Rouen. Gestochen ist das Bild von C. G. Schulze ☼ III, 1; später von J. C. B. Gottschick, Fr. Müller, Mor. Steinla, Boucher-Desnoyers, Jos. Keller und Ed. Mandel; Teile daraus von P. Lutz; lithographirt z. B. von Aubry Le Comte, Louis Zoellner und Hanfstaengl. − Phot. Braun I. 1 und Phot. Ges.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Woermann: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887). Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Dresden 1887, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Karl_Woermann_Katalog_der_Gem%C3%A4ldegalerie_Dresden_1887.pdf/91&oldid=- (Version vom 20.8.2021)