Seite:Kehrein Franz Bonn.djvu/5

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Wenn man sich an die Traum-Fuchteleien erinnert, mit denen Karl Beck in seinem „Fahrenden Poeten“ herumwarf, wie z. B.: sein Haar sei „wild gebäumt!“ oder auf seiner Stirne trage er eine schwarze Locke „als gottesläugnerisches Fragezeichen,“ oder wenn er den – Kaffee besang als die gebräunte Bohne, „der Dichternachtwacht schmerzliches Symbol“: so muß man sagen, daß der edle Freiherr von Rachwitz zu seinem Auftreten volle Berechtigung hatte. Aber auch Andere werden abgepritscht, wie z. B. der arme Julius Mosen, welcher von den in seinem „Haupte bellenden Gedanken-Hunden“ faselte, dazu das phantastische Pathos Freiligrath’s:

Es lagert in der Wiege Felsgestein
Sich stumm die Nacht, ein schwarzer Negerknabe,
Am Himmel aber geht der Mondenschein,
Ein greiser Bettler mit gekrümmtem Stabe.

Die Wellen spielen leise in dem Grund,
Sie wollen weiß den Negerknaben waschen,
Und wild zum Monde bellt ein Wolkenhund
Den bleichen Alten beim Gewand zu haschen.

Der Dichter aber sinnt, gestützt das Haupt,
Hinaus zum Fenster mit beredtem Schweigen –
Indeß der Geist in seinem Hirne schraubt
Begriffe, die sich selber übersteigen!

Glaubt man nicht Alfred Meißner’s grimmen Weltjammer zu hören, wenn unser Harlequin also anhebt:

Es ist mein Herz so wüstendürr,
Du bist die grünende Oase,
Es ist mein Geist so sandeswirr,
Als ob ein heißer Samum blase.


    diesen folgten 1860 die „Dichtungen“, 1868 die „Bienen“, 1871 Hildebold von Schwangau u. s. w. Daß derselbe nach so gewichtigen Vorgängern die Saiten seiner Lyra schon abgespannt und sein Harfenspiel bestäubt stehen lassen sollte, ist doch kaum glaublich.

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Kehrein: Der bayerische Dichter Franz Bonn. In Commission der Literarisch-artistischen Anstalt, München 1881, Seite 597. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kehrein_Franz_Bonn.djvu/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)