Seite:Kehrein Franz Bonn.djvu/9

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lesen wir, sie seien „so falsch, daß keine der andern traut. Ihr Jammer wird dem Menschen hier und da sehr lästig, besonders immer am andern Morgen. Der gestiefelte Kater ist ein Märchen, welches die Naturwissenschaft schon längst als solches anerkannt hat.“ Die unlogische Schlumperei, welcher man in der kleinen Tagespresse stündlich begegnet, wird brillant verspottet. Man glaubt wirklich einen politischen Leitartikel der National-Zeitung zu lesen, wenn dem Elephanten nachgerühmt wird, daß man „wegen seines graziösen Ganges sein Gebein das – Elfenbein nennt“. Unter den Beutelthieren sind die Privatthiere (Homines capitales) einregistrirt: „Dieselben leihen gegen 100 Procent Geld aus und fressen gewöhnlich mehr als sie verzehren können. Die feinere Gattung heißt Bankbandit (Latro comercialis) fährt mehrspännig, kommt auch in Bädern vor und lebt eigentlich nur vom Geld. Beide gehören häufig in die Ordnung der Vampyre.“ Dazu gesellt der Verfasser das Faulthier „welches auf Gymnasien und Hochschulen vorzukommen pflegt, für nichts auf der Welt ist und einen sehr üblen Geruch verbreitet. Dasselbe schläft sehr lange, schaut stundenlang zum Fenster hinaus und lebt meist in Kaffeehäusern oder Kneipen“. Als brillante Stylprobe kann auch die Definition des Nashorn gelten: „welches wegen seiner Dummheit in der Gelehrtensprache Rhinoceros genannt wird. Es dient zu Spazierstöcken, Reitpeitschen, Schildern und Cigarrenetuis, hat ein sehr leises Gehör und einen sehr scharfen Geruch, weßhalb es Bäume ausreißt und Alles niederrennt, was ihm in den Weg kommt. Bildung hat es sehr wenig, aber eine starke Haut, weßhalb es mehr ertragen kann, als ein anderer, gewöhnlicher Mensch!“ Um gründliche Definition ist unser Fachmann so wenig verlegen, wie ein geübter Reichstagssprecher: „Die Eidechse ist das Krokodil in Miniaturausgabe, wie solche von den meisten bedeutenden Dichtern veranstaltet werden. Die Eidechse verhält sich zum Krokodil wie die Violine zur Baßgeige, nur

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Joseph Kehrein: Der bayerische Dichter Franz Bonn. In Commission der Literarisch-artistischen Anstalt, München 1881, Seite 601. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kehrein_Franz_Bonn.djvu/9&oldid=- (Version vom 1.8.2018)