Seite:Keplers Traum 029.jpg

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Dem durchlauchtigsten hohen Fürsten und Herrn,
Herrn
Philipp, Landgrafen zu Hessen, Grafen zu Katzenelnbogen,
Dietz, Ziegenhain, Nidda u. s. w.

seinem gnädigsten Herrn und Fürsten, u. s. w.




urchlauchtigster! Als mein Vater, der Kaiserl. Mathematiker Johannes Kepler, ermüdet von seinen Forschungen nach der Bewegung des Erdkörpers, seinen Traum von der Astronomie und der Bewegung des Mondes begann, hatte dies eine Art von Vorbedeutung, deren Ausgang, wenn auch ihm selbst vielleicht erwünscht und ersehnt, für uns, seine Kinder, indessen ein sehr trauriger war. Während sein Traum unter der Presse war, befiel ihn ein tieferer, nämlich der Todesschlaf und entführte seinen Geist, wie wir hoffen, in den Himmel, der höher ist als der Mond; uns aber liess er zurück in den Nöthen des Krieges und allem Elend dieser Zeitlichkeit, fast ganz entblösst von den Mitteln zur Unterhaltung unseres Lebens. Auch ein Verwandter, Herr Jacob Bartsch, Doctor der Medicin und Mathematiker, designirter Professor der Akademie zu Strassburg, welcher die Sorge für den Druck des Buches nun übernahm, ging vor der Vollendung mit Tode ab.

Ich selbst, erst kürzlich von der Reise mit einem österreichischen Baron nach Deutschland heimgekehrt, hatte seit zwei Jahren keine Kunde von den Meinigen und schrieb von Frankfurt aus nach der Lausitz, um zu erfahren, ob sie noch lebten und wie es ihnen gehe. Da kam meine verwittwete Stiefmutter mit vier unmündigen Kindern ganz mittellos zu mir, in den unruhigen Zeitläuften und an einen wegen der Theuerung besonders ungeeigneten Ort, brachte die unvollständigen Exemplare des

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Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite 001. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_029.jpg&oldid=- (Version vom 11.5.2019)