Seite:Keplers Traum 064.jpg

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Unter den ersteren befinden sich der später in seinem Fache berühmt gewordene Longomontan[UE 1] und Franz Tengnagel, allerdings weniger rühmlichen Angedenkens, unter den letzteren Matthias Seyffart, an dessen Persönlichkeit Kepler in einer späteren Note [50], wie wir sehen werden, noch eine originelle Erinnerung knüpft.

18. [28.]


Ich beschäftigte mich damals mit der Lectüre des Buches von Martin Delrio[UE 2] über magische Untersuchungen. Auch war mir der Vers Virgils bekannt:

‚Zauberspruch kann auch herabziehen vom Himmel den Mond.‘

Kepler musste am Grazer Gymnasium u. A. auch Virgil erklären, daher citirt er diesen Dichter oft in seinen Werken.


19.


Es wird hiermit auf die folgenden Enthüllungen aus der Mondastronomie hingedeutet. Wenn man sich unter Duracoto Kepler selbst vorstellen darf, so ist hierin auch eine von letzterem in oft allzu grosser Bescheidenheit geübte Glorificirung Tychos zu erblicken, wie denn in der That die von Tycho in Hveen angestellten Beobachtungen Kepler später zu den grössten Entdeckungen, seinen 3 Himmelsgesetzen, geleitet haben.


20.


Kopenhagen (Kjöbenhavn) war schon im XV. Jahrhundert Hauptsitz der Wissenschaften und Künste Dänemarks, Universität seit 1479.

Zu Tychos Zeiten wurden dort viele berühmte astronomische Werke gedruckt, weshalb Kepler diese Stadt auch wohl besonders erwähnenswerth erschien.


21.


Es begannen die langen Nächte, wo die Sonne um Mittag immer weniger über den Horizont emporsteigt und zuletzt gar nicht mehr aufgeht. Denn ebenso, wie es in den arktischen Regionen Tage giebt, wo die Sonne nicht untergeht [s. C. 12][BN 1], so kommen auch solche vor, wo sie sich nicht über den Horizont erhebt, wo also immer Nacht ist, und zwar findet letzteres gerade im entgegengesetzten Theil des Jahres statt, wie ersteres, also für Island von Anfang December bis Ende Januar.

Anmerkungen des Übersetzers

  1. Christian Longomontan, eigentlich Severin, geb. 1562 zu Longberg in Jütland – daher sein Name – gest. 1647 zu Kopenhagen als Professor der Mathematik.
  2. Martin Anton Delrio, Jesuit, geb. zu Antwerpen 1551, gest. zu Löwen 1608.

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  1. Seite 36 Zeile 9 von unten lies C. 11 statt C. 12. [Druckfehler-Berichtigung S. 186.]
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Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite 036. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_064.jpg&oldid=- (Version vom 11.5.2019)