Keplers reconstruirt. Wenn man den Mond am Himmel ansieht, so ist unten am Medivolvan Süden, oben Norden, rechts[BN 1] am Aequator Osten, links[BN 2] Westen, wie auch unter Berücksichtigung der Windrose und aus einer einfachen Ueberlegung hervorgeht; s. N. [164.]. Hiernach geht auf dem Monde die Sonne im Westen auf, insofern nämlich, als zuerst nach dem Neumond sich am westlichen Rande eine schmale Sichel zeigt, die nach und nach, gen Osten fortschreitend, immer mehr zunimmt und den bekannten Zug des ℨ bildet, woran der Laie sich leicht und sicher merkt, dass der Mond im ℨunehmen begriffen ist. Nach dem Vollmonde fängt die Scheibe am westlichen Rande an, sich zu verdunkeln und diese Verdunkelung schreitet ebenfalls gen Osten fort. Dadurch bildet sich eine Sichel in Form des Zuges des 𝔄, das Erkennungszeichen für das 𝔄bnehmen des Mondes, und sie verschwindet schliesslich am östlichen Rande des Mondes, zum Untergang der Sonne.
Lässt man die Libration [s. C. 55] ausser Betracht, so ist der Medivolvan die Halbirungslinie der subvolvanen Mondhemisphäre von Norden nach Süden und der Aequator diejenige von Osten nach Westen. Kepler giebt nur den ersten, den Null-Meridian – eben den Medivolvan – an, doch ist die weitere Eintheilung genau so, wie auf der Erdkugel: man zahlt von da die selenographischen Längen bis 90° nach Westen mit dem Vorzeichen +, zum Unterschied von den bis 90° nach Osten gezählten Längen mit dem Vorzeichen –; ebenso zählt man vom Aequator die Breitengrade 90° gegen Norden (+) und 90° gegen Süden (–).
Nach dieser Gradeintheilung bestimmen sich beispielsweise annähernd folgende Mondörter:
Tafel I. | |||||||||||
1. | Ringgebirge | Tycho | 42° 30′ | südl. | Breite | (-) | u. | 11° 30′ | östl. | Länge | (-) |
2. | „ | Kepler | 7° 50′ | nördl. | „ | (+) | u. | 38° | „ | „ | (-) |
3. | „ | Cassini | 40° | „ | „ | (+) | u. | 4° 15′ | westl. | „ | (+) |
4. | Krater | Mästlin | 3° 50′ | südl. | „ | (-) | u. | 5° 15′ | östl. | „ | (-) |
5. | „ | Manilius | 14° 30′ | nördl. | „ | (-) | u. | 9° | westl. | „ | (+) |
6. | „ | Hevel | 3° 20′ | „ | „ | (-) | u. | 67° 15′ | östl. | „ | (-) |
s. C. 57 u. 62[BN 3]. Unter Tagen sind natürlich Mondtage verstanden, die ungefähr so lang sind, wie unsere Monate, wovon also die Mondbewohner ca. 12 im Jahre haben.
Druckfehler-Berichtigung
- ↑ Seite 69 Zeile 2 von oben lies links statt rechts. [Druckfehler-Berichtigung S. 186.]
- ↑ Seite 69 Zeile 3 von oben lies rechts statt links. [Druckfehler-Berichtigung S. 186.]
- ↑ Seite 69 Zeile 3 von unten lies C. 61 statt C. 62. [Druckfehler-Berichtigung S. 186.]
Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite 069. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_097.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)