Seite:Keplers Traum 141.jpg

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von den Skythen, im Alterthum nomadisirenden Völkerschaften, bewohnt wurde und das auf der Karte[UE 1], die er zu seinen Studien benutzte, ‚Scythia‘ benannt ist. Es ist das heutige Gebiet des Aralsees, nördlich von Iran, vom Kaukasus und dem schwarzen Meer. Der Zusammenhang von Asien und Afrika, von dem Kepler spricht, ist jetzt durch den Suezkanal durchstochen und es ist wohl möglich, dass die Mondbewohner diesen, als erst nachträglich entstanden, für ein Zeichen menschlicher Thätigkeit und Kultur auf ihrer Volva erkannt haben werden. Die Trennungslinie zwischen Asien und Afrika wird sich den Seleniten von heute also als eine gerade dunkle Linie darstellen. Ein nicht so scharfes Trennungsgebiet werden sie zwischen Nord- und Südamerika gewahren: Central-Amerika und die Antillen werden ihnen als hellere Parthien die Grenze bezeichnen. Ob sie die Anfänge des Panamakanals als Trennungsstrich ansehen werden, ist bei dem bekannten Schicksal dieses mit so grossen Hoffnungen begonnenen Werkes zweifelhaft.

Unter ‚inneren Ocean‘ versteht Kepler den atlantischen, unter ‚äusseren Ocean‘ den grossen oder stillen Ocean; mit dem ‚inneren Meer‘ bezeichnet er auf seiner Karte speciell den mexikanischen Golf und das karibische Meer, mit dem ‚äusseren Meer‘ speciell den Theil des grossen oder stillen Oceans, der von den Spaniern den Namen ‚mar del Sur‘ [westlich von Central-Amerika] erhalten hat.


113.


Der atlantische Ocean; er wird den Mondbewohnern aber dunkel erscheinen.


114. [156.]


Der brasilianische, atlantische, deucaledonische Ocean, das Eismeer sich erstreckend bis zur Meerenge von Anian und auslaufend in den japanischen Ocean, in den der Philippinen, der Molukken und der Salomonsinseln.

Kepler beschreibt hiermit die um die einzelnen Erdtheile liegenden Gewässer. Nach seiner Karte versteht er unter ‚atlantisches Meer‘ nur den nördlichen Theil des atlantischen Oceans, etwa zwischen Europa und Amerika; den nördlich des Aequators liegenden Theil zwischen Afrika und Amerika nennt er, nach einer spanischen Bezeichnung: ‚mar del Nort‘, den südlich des Aequators liegenden Theil zwischen Afrika und Südamerika ‚Oceanus Aethiopicus‘. Der brasilianische Ocean ist auf seiner Karte nicht angegeben, scheint aber der zwischen Brasilien und Afrika

Anmerkungen des Übersetzers

  1. Diese Karte, die Frisch in seiner Ausgabe K. O. O. VI, S. 628 u. 681 f. beschrieben hat, hatte Kepler auch einigen Exemplaren seiner rud. Tafeln beigefügt.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_141.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)