Seite:Keplers Traum 149.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

eine Mondfinsterniss stattfinden und zwar erstere bei Neumond, letztere bei Vollmond. Wie wir wissen ist aber die Mondbahn gegen die Ekliptik unter einem Winkel von etwa 5° geneigt [s. C. 67] und deshalb gehen bei den meisten Voll- resp. Neumonden die Schatten an den betreffenden Himmelskörpern vorbei und nur, wenn der Mond zur Zeit dieser Phasen gerade in, oder doch sehr nahe bei der Ekliptik steht oder wie es astronomisch heisst, sich in dem auf- resp. absteigenden Knoten seiner Bahn befindet, tritt die Beschattung oder die Finsterniss ein.

Bei einer Sonnenfinsterniss wird, wie aus Fig. 20 ersichtlich, nicht eigentlich die Sonne, sondern vielmehr die Erde verfinstert und wegen der unzureichenden Länge und Grösse des Mondschattens diese auch immer nur an einem kleinen, sehr begrenzten, höchstens 1/6 betragenden Theil ihrer Oberfläche. Ferner sehen nur diejenigen Orte der Erde, über welche der Kernschatten [der schwärzere Theil des Schattens in Fig. 20] des Mondes hinstreicht, die Sonne total verfinstert, wogegen diejenigen, welche nur vom Halbschatten getroffen werden, nur eine partielle Sonnenfinsterniss sehen. Ringförmige Sonnenfinsternisse, bei welchen der Mond die Sonne so bedeckt, dass rund um denselben noch ein leuchtender Ring der Sonnenscheibe gesehen wird, entstehen, wenn der Kernschatten des Mondes nicht bis auf die Erde hinabreicht.

Anders verhält es sich bei den Mondfinsternissen, weil hier der Mond wirklich verfinstert wird, indem die Erde dem Monde das Sonnenlicht direkt entzieht. Aus diesem Grunde fängt nicht nur eine Mondfinsterniss in allen Gegenden der Erde, wo der Mond über dem Horizont steht, in demselben Augenblick an und hört zu gleicher Zeit wieder auf, sondern sie erscheint auch überall gleich gross.

Obgleich der Schatten der Erde lang und gross genug ist, um die ganze Scheibe des Mondes auf einmal zu verdunkeln, so giebt es doch ebenfalls totale und partielle Mondfinsternisse, je nachdem der ganze Mond oder nur ein Theil desselben von der Erde beschattet wird.


130. [182.]


Der Mond verdeckt uns die Sonne, den Mond verdecken wir uns selbst, d. h. unser Erdkörper. In ähnlicher Weise verdecken die Mondbewohner sich selbst von dort aus gesehen unsere Erde, d. i. ihre Volva, während ihre Volva oder unsere Erde ihnen die Sonne verdeckt.

Diese Vorgänge erhellen vollständig aus der figürlichen Darstellung in Fig. 20.


131. [183.]


Obwohl auch dann bei uns der Mond nicht ganz verschwindet, besonders der Theil, der im Nebenschatten liegt.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_149.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)