Seite:Keplers Traum 160.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

‚Die Sommerzeit war wunderbar reich an Wärme und ohne Regen, wodurch Krankheiten und Fieber die Menschen befielen; an manchen Orten entstanden durch die Trockenheit beklagenswerthe Feuersbrünste.‘


145. [201.]


Dies ist an und für sich wenig, in der Menge der Ursachen darf es aber nicht vernachlässigt werden. Denn am Mondhimmel ist die Sonne weiter von den Subvolvanern bei Neuvolva, als von den Privolvanern am Mittag ihres Tages entfernt.

Offenbar ist im ersteren Falle der Mond um den ganzen Durchmesser seiner Bahn, also annähernd 735 000 km weiter von der Sonne entfernt als im letzteren [s. a und aI in Fig. 8].


146. [202.]


Es handelt sich hier mehr um eine wahrscheinliche Vermuthung, als um einen vollkommenen Beweis. Erfahrene Schiffer versichern, dass das Meer stürmischer sei, wenn die Tageslichter [also Sonne und Mond] in Conjunktion, als wenn sie in Quadratur stehen. – – –

Siehe weiter C. 41, wo ich diese Note des Zusammenhanges wegen schon einreihte.

Es ist bei den Meeresstürmen an die durch die vereinte Anziehung von Sonne und Mond, wenn also beide Himmelskörper in Conjunktion stehen, verursachten Springfluthen zu denken. Wenn Kepler von Mondgewässern spricht, so folgt er hierin der Anschauung seiner Zeit, die noch durch Selenographen wie Galilei, Hevel, De la Hire u. A. vertreten wurde. Erst um die Mitte des XVIII. Jahrhunderts trat zuerst Schoen in seiner Schrift ‚Sind die bisherigen Landcharten vom Monde richtig?‘ diesem Irrthum entgegen; s. C. 165.


147.


Die Sonne geht zu den Privolvanern, die Volva bleibt bei den Subvolvanern, denn wie wir wissen, bekommen die Privolvaner die Volva nie zu sehen.


148.


Kepler will damit sagen, dass die Nässe die Bewohner der privolvanen Hemisphäre in etwas gegen die grosse Hitze schützt, einestheils durch die erquickende Eigenschaft, anderseits indem das Wasser verdunstet und so die Sonnenstrahlen abhält, wie wir Aehnliches ja auch auf unserer Erde kennen [s. C. 43]. Von seinem uns bekannten Standpunkte aus hat er gewiss Recht.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_160.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)