Seite:Keplers Traum 185.jpg

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den Mondgefilden aufschwingst, wirst Du mein Schauen bestätigen2. Jene auf dem Monde befindlichen Höhlungen, die zuerst von Galilei beobachtet wurden, bezeichnen, wie ich beweise, vorzugsweise Flecken3, d. h. tiefgelegene Stellen in der ebenen Fläche, ähnlich wie bei uns die Meere4. Aber aus dem Aussehen der Höhlungen schliesse ich5, dass diese Stellen meistens sumpfig sind6. Und in ihnen pflegen die Endymioniden7 den Platz für ihre befestigten Städte8 abzumessen, um sich sowohl gegen sumpfige Feuchtigkeit, als auch gegen den Brand der Sonne, vielleicht auch gegen Feinde zu schützen9. Die Art der Einrichtung ist folgende: in der Mitte des zu befestigenden Platzes rammen sie einen Pfahl ein, an diesen Pfahl binden sie Taue, je nach der Geräumigkeit der zukünftigen Festung, lange oder kurze, das längste misst fünf deutsche Meilen10. Mit dem so befestigten Tau laufen sie zum Umfang des künftigen Walles hin, den das Ende des Taues bezeichnet11. Darauf kommen sie in Masse zusammen, um den Wall aufzuführen12, die Breite des Grabens mindestens eine deutsche Meile13, das herausgeschaffte Material14 nehmen sie in einigen Städten ganz von inwendig fort15, in anderen theils von innen, theils von aussen, indem sie einen doppelten Wall schaffen mit einem sehr tiefen Graben in der Mitte. Jeder einzelne Wall kehrt in sich zurück, gleichsam einen Kreis bildend16, weil er durch den immer gleichen Abstand des Tauendes vom Pfahl beschrieben wird17. Durch diese Herstellung kommt es, dass nicht nur der Graben ziemlich tief ausgehoben ist, sondern dass auch der Mittelpunkt der Stadt gleichsam wie der Nabel eines schwellenden Bauches eine Art Weiher bildet, während der ganze Umfang durch Anhäufung des aus dem Graben gehobenen Materials erhöht ist18. Denn um die Erde[UE 1] vom Graben bis zum Mittelpunkt zu schaffen ist der Zwischenraum allzu gross19. In dem Graben nun wird die Feuchtigkeit des sumpfigen

Anmerkungen des Übersetzers

  1. s. N. [212].
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Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_185.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)