Seite:Keyserling Wellen.pdf/122

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vormittags sterben, so ist gar kein Grund, daß an dem Tage nicht ebenso pünktlich gegessen wird wie sonst, sonst wird die Verwirrung nur erhöht.“ Nicht wahr, ganz wie auf den großen Passagierdampfern, denen was zugestoßen ist und auf denen bis zum äußersten Augenblick das Diner regelrecht serviert wird. Es ist gleichsam das Symbol der moralischen Ordnung.“ Der Baron Buttlär nickte ernst und sagte: „Ja die Familie überhaupt sei doch die Grundlage des Staates, die Familie und der Grundbesitz,“ und er brachte das Gespräch allmählich auf Steuern und auf Branntwein. Allein der Geheimrat ging nicht darauf ein, er wollte heute seinen Erfolg am untern Ende des Tisches bei der Jugend haben. Er erzählte Anekdoten und schaute dabei zu den jungen Leuten hinüber, ob sie auch lachten. Später dann kam er mit seinem Anliegen heraus. Er wollte morgen ein kleines ländliches Fest feiern und hoffte, die Herrschaften würden vollzählig dazu erscheinen. „Die Veranlassung dieses Festes,“ sagte er, „ist mein Geburtstag. Na ja, das Älterwerden mag ja seine guten Seiten haben, aber zum Feiern wäre ja schließlich keine Veranlassung. Diese Welt hier zwar ist recht fragwürdig, allein besondere Eile herauszukommen hat man nicht, denn erstens ist das Programm

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/122&oldid=- (Version vom 1.8.2018)