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nicht, man verständigt sich mit den Füßen, das löst die richtige Elektrizität aus.“

„Was für eine Verständigung, was für Elektrizität?“ meinte die Generalin. „Ich freue mich, wenn die Jugend heiter ist, aber Ihre Verständigungen und Elektrizität brauchen wir nicht.“

„Und dann,“ fuhr der Geheimrat sinnend fort, „ich habe bemerkt, wenn in unsre Gesellschaft mal ein fremdes Element kommt, ein outsider, das erregend wirkt wie Zitronensäure auf Soda. Ein jeder sieht im Fremden ein Publikum. Aha! der Baron tanzt mit unsrer Frau Gräfin. Wie siegesgewiß er lächelt. Und unser Maler macht sich an die Frau Baronin, bravo! Das Brausepulver ist komplett.“

„Ihre kleine Köhne,“ versetzte die Generalin, „ist so weit ein liebes und nettes Ding. Schade um sie.“

„Wieso schade?“ fragte Knospelius. „Es wird jetzt vielleicht etwas Wertvolleres aus ihr, als der alte Köhne je gemacht hätte.“ Aber die Generalin wollte davon nichts wissen. „Ach, liebe Exzellenz, unsere Frauen, wenn die mal so ganz offen aus Reih und Glied treten, dann finden sie auch keinen Halt mehr. Das ist so wie bei dem Kettenstich auf der Nähmaschine; trennen Sie einen Stich auf, dann geht die ganze Naht los.“

Empfohlene Zitierweise:
Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/129&oldid=- (Version vom 1.8.2018)