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er wieder an den Tisch heran. Im Schein der Lampe sah Doralice, daß er errötete. „Nein, ich bin nicht böse. Warum sollte ich böse sein? Vielleicht weil die da sich möglicherweise in dich verlieben? Das ist ihr Recht. Das ist erklärlich. Aber das kann doch an uns nicht heran.“ Und er klopfte mit den Knöcheln seiner Hand auf den Tisch. „Nein, das wirst du nicht erleben, daß ich knurrend um dich herumgehe. Mir würde vor mir selber ekeln. Wenn du mein bist, weil ich jedem, der dir nahekommt, die Zähne zeige oder weil ein anderer mir nicht beizeiten die Zähne gezeigt hat, dann bist du überhaupt nicht mein – und ich will eine Frau, die mich liebt und nicht eine Beute – und – ich denke, wir gehorchen reineren Gesetzen – und – es ist auch gar nichts geschehen, warum sollte ich böse sein?“

Doralice zog die Augenbrauen empor, sie machte, wie Hans Grill es nannte, ihr Damengesicht und sagte leichthin: „O, dann ist es gut, ich wollte nur wissen, gute Nacht also, Hans.“

„Gute Nacht,“ erwiderte er und ging hinaus, stark mit den schweren Stiefeln auftretend.

Doralice schaute noch immer in das Licht. Also, er war doch böse, dachte sie, sonst wäre er nicht so beredt gewesen. Und es war gut so, es

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/144&oldid=- (Version vom 1.8.2018)