Seite:Keyserling Wellen.pdf/156

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„Hübsch war es dort,“ antwortete Doralice, „der Baron Hamm kam vorüber und plauderte einen Augenblick.“

– „Ah!“ Hans schien ganz von seiner Suppe hingenommen. „Was sagte er denn?“

„O nichts!“ meinte Doralice, sie könnte ja erzählen, was sich dort droben zugetragen, dachte sie, aber wozu, Hans würde doch nur sagen, das reiche nicht an sie heran, und würde von reineren Gesetzen und von Freiheit sprechen. Hans lehnte sich in seinen Stuhl zurück und begann: „Ja, das verstehen diese Leute, zu sprechen und nichts zu sagen. Das ist mir auch gestern aufgefallen. Einmal ein guter Witz, eine gute Bemerkung, aber meist nur Füllnis, wie bei jungen Taubenbraten, wenig Fleisch und viel Farce.“

„Ja belehrend sind sie natürlich nicht,“ bemerkte Doralice ein wenig gereizt.

„Nein, das verlange ich auch nicht,“ sagte Hans beruhigend. „Ich greife die Leute übrigens nicht an. In ihrer Art sind sie gewiß nette, kluge Leute, man muß sich vielleicht an ihre Art gewöhnen.“

Doralice erwiderte nichts; es ärgerte sie, daß er plötzlich den Abgeklärten und Gerechten spielte. Warum schalt er nicht drauf los wie früher? Agnes

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/156&oldid=- (Version vom 1.8.2018)