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nahm die Teller und ging hinaus, um das Brathuhn zu holen.

„Muß Agnes hier stehen und bewachen, wie du ißt?“ fragte Doralice.

„Stört dich das?“ sagte Hans. „Ich müßte vielleicht sagen, daß sie es läßt, aber ich fürchte, es ist die größte Freude ihres Lebens, mich essen zu sehen.“ – „O dann,“ meinte Doralice und nachdenklich fügte sie hinzu: „Mich liebt sie nicht, sie sieht nie hin, wie ich esse.“ Hans lachte: „Die arme Agnes braucht eben ihre ganze Liebesfähigkeit für mich auf, aber sie wird doch fest zu dir halten, wie zu allem, was mir gehört. Sie ist wie ein Hund, dem der Stock seines Herrn auch nicht sympathisch ist und der ihn doch bewacht und verteidigt.“

„Es ist nicht besonders angenehm, dein Stock zu sein,“ bemerkte Doralice. Dann kam Agnes zurück und brachte das Huhn. Die Unterhaltung geriet ins Stocken. Doralice fragte nach der Bootfahrt und was der Geheimrat gesagt hatte. „Der Geheimrat sprach von mir,“ erwiderte Hans. „Er sagte mir, wie ich bin.“

„Wie bist du denn?“ Doralice schaute neugierig auf.

„Es scheint, ich bin sehr gut,“ berichtete Hans,

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/157&oldid=- (Version vom 1.8.2018)