Seite:Keyserling Wellen.pdf/222

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und gelangten endlich auf die geraden Wege der Föhrenschonung. Hans sprach wieder von Farben und von Licht, behauptete, daß die jungen Föhren in den rötlichen Sonnenstrahlen violett würden. Das alles war Doralice unendlich gleichgültig, sie wünschte einen Gesprächsstoff, in dem sie vorkam, sie und Hans. Der beste Ausweg waren dann in letzter Zeit gemeinsame Reiseerinnerungen gewesen. „Erinnerst du dich“, fragte sie, „der Engländerin in den Uffizien, die zwei Kneifer auf der Nase hatte, einen hinter dem anderen?“

Ja, Hans erinnerte sich ihrer, „und“, meinte er, „war es nicht der Tag, an dem wir nach Fiesole hinaufstiegen, und auf den Ziegelsteinstufen saßen, die zu dem antiken Theater hinabführen? Ich glaube, es war der heißeste Sitz, auf dem ich je gesessen habe.“

„O nein,“ sagte Doralice, „wir haben einmal noch heißer gesessen. Das war in Padua auf dem Rasenplatz vor der Arena-Kirche, wir aßen Kirschen, der Rasen war heiß wie ein Bügeleisen, du fingst einen Zitronenfalter und behauptetest, seine Flügel seien warm wie frische Semmeln.“

Hans lachte, diese Erinnerungen erheiterten ihn stets. „Ach ja, und ich übte mich, ein Gesicht zu

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/222&oldid=- (Version vom 1.8.2018)