Seite:Keyserling Wellen.pdf/250

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„Sonnchen wollt im Meere schlafen,
Schwarze Wasser sind die Decken,
Hecht, du grüner Offizier,
Laufe schnell es aufzuwecken,
     Raderi raderi raderira!

Sonnchen wollt im Meere schlafen,
Wo mein Junge schlafen muß.
Butte, kleines braunes Frauchen,
Bringe beiden meinen Gruß.
     Raderi, raderi, raderira.“

„Karo schläft jetzt viel,“ sagte der Geheimrat, „er ist verstimmt, das Meer interessiert ihn nicht, daher will er träumen, er jagt im Traum, seine Träume sind grün oder korngelb.“

„Ja,“ meinte Doralice, „ich habe es bisher auch nicht gewußt, wie wichtig Träume werden können.“

Der Geheimrat zog eine Weile sinnend an seiner Zigarre: „Ich weiß, ich weiß,“ begann er dann wieder, „hab’ auch solche Zeiten gehabt, an der Wirklichkeit liegt einem dann nichts und die Träume werden einem dann wichtig. In solchen Zeiten muß man den Träumen entgegenkommen; man muß Orte aufsuchen, die den Träumen förderlich sind oder sie nicht stören. Solche Orte gibt es, dort unten in Italien oder auf den griechischen

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/250&oldid=- (Version vom 1.8.2018)