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als fiele sie, fiele sie in einen Abgrund von Licht, das sie dennoch trug und hielt.

„So, so, weiter, weiter, jetzt sind wir ganz bei ihnen, mitten unter ihnen, das dumme Land ist fort.“ Doralice sprach mit einer Stimme, wie Schlafende es tun, lachte ein leises, ganz helles Lachen wie Kinder, die auf einer Schaukel sitzen. Sie ließ ihre Hand herabhängen, griff in den Schaum der Wellen, schnalzte mit den Fingern, als wollte sie kleine Hunde springen lassen. „Wie sie zu mir heraufwollen,“ rief sie, „kommt, kommt, nein, das ist zu hoch.“ Hans stand bis über die Knie im Wasser und lächelte, das Gesicht rot vor Anstrengung. Aber allmählich wurde er müde, es war nicht leicht, sicher im Wasser zu stehen, und langsam zog er sich an das Ufer zurück. Mit einem befriedigten: „So, das war eine Leistung,“ setzte er Doralice auf den Sand zurück. Sie schwankte ein wenig auf ihren Füßen wie berauscht, sie legte die Hand auf die Augen, alles um sie her schien noch sachte zu schwanken. Sie mußte sich an Hans anlehnen. „Du siehst,“ sagte sie, „ich vertrage dies dumme Land nicht mehr.“

– „Das kommt noch,“ meinte er, „das Land wird uns jetzt sehr gut schmecken. Eine warme Stube und Rotwein, ich bin naß und mich

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/29&oldid=- (Version vom 1.8.2018)