Seite:Keyserling Wellen.pdf/31

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und des Lichtes ab, ganz jäh, es schmerzte fast körperlich, und als sie durch die Türe traten, die so niedrig war, daß Hans sich tief bücken mußte, sagte Doralice klagend: „So schlüpfen wir denn auch in unser Loch.“ – „Ja, ja,“ meinte Hans eifrig, „das wird gut tun.“ In dem kleinen Wohnzimmer brannte eine Petroleumlampe auf dem Tisch, und es fiel Doralice auf, wie häßlich unrein dieses Licht war, mit welch schläfriger Alltäglichkeit es den weißgetünchten Raum füllte. Hans war ganz geschäftig. „Köstlich, köstlich,“ sagte er, „setz du dich dort in den Korbstuhl, ich bin gleich wieder da.“ Er verschwand, kam dann in weichen Filzschuhen zurück, ging ab und zu, holte Gläser, den Rotwein, schenkte die Gläser voll, setzte sich endlich Doralice gegenüber an den Tisch, rieb sich die Hände und lachte über das ganze Gesicht. Er sah sehr jung aus, das Gesicht von der Luft gerötet und der Bart und das kurzgelockte Haar honiggelb, die braunen Augen blinzelten blank vor Freundlichkeit. „Köstlich,“ wiederholte er, „das nenne ich eine Lebenslage, man sitzt so beieinander und die Lampe brennt, man hat seinen Rotwein und dazu sein wunderschönes Weib.“

Doralice lehnte sich in ihren Korbstuhl zurück

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/31&oldid=- (Version vom 1.8.2018)