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sagte er, „ich habe deine Geduld bewundert, aber lassen wir es genug sein, ich habe mit Herrn Grill eben vereinbart, daß er uns heute verläßt. Mit dem Bilde wird es ja doch nichts und von dir ist es zu viel verlangt, dich noch der Langeweile dieser Sitzungen und dieser – Gesellschaft zu unterziehen. So werden wir wieder entre nous sein. Recht angenehm, was?“

Doralice war bis in die Mitte des Zimmers gekommen, da stand sie in ihrem schieferfarbenen Wollenkleide, die Arme nieder hängend, in der ganzen Gestalt eine Gespanntheit, als wollte sie einen Sprung tun, in den Augen das blanke Flackern der Menschen, die vor einem Sprunge von einem leichten Schwindel ergriffen werden.

„Wenn Hans Grill geht, gehe ich auch,“ sagte sie und im Bemühen ruhig zu sein, klang ihre Stimme ihr selbst fremd.

– „Wie? was? Ich verstehe nicht, ma chère.“ Das Schüreisen fiel klirrend aus seiner Hand und Doralice sah wohl, daß er sie gut verstand, daß er längst verstanden haben mußte. Um seine Augen zogen sich viele Fältchen zusammen und die Bartkommas auf seiner Oberlippe zitterten wunderlich.

„Ich meine,“ fuhr Doralice fort, „daß ich

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/48&oldid=- (Version vom 1.8.2018)